Januar 2023

Abbildung / Image: Verändert die Welt! Poesie muß von allen gemacht werden!. Foto / Photo: Branko Senjor, 1970; Design: Enver Hadzijaj, 2023.


DE

Als eine der ältesten Institutionen ihrer Art feiert der Kunstverein München 2023 sein zweihundertjähriges Bestehen. Das Jahresprogramm widmet sich daher der Untersuchung und Verhandlung der Institution, ihrer Geschichte und ihren Öffentlichkeiten sowie den Künstler*innen, die sie gestaltet haben. Beginnend mit einer Einzelausstellung von Richard Frater im Januar, wird das Jubiläumsprogramm fortgesetzt mit einer sich kontinuierlich verändernden Ausstellung von historischem Material von Mai bis August, einer einjährigen Präsentation von Archivalien im Schaufenster am Hofgarten, einer fortlaufenden Vortragsreihe, dem Jubiläumswochenende Ende Juni mit großem öffentlichen Straßenfest und einer umfassenden Publikation zu 200 Jahren Kunstverein München u. a. mit Beiträgen von Andrea Fraser, Christian Fuhrmeister, Quinn Latimer, Doreen Mende, Philip Ursprung und vielen weiteren.

Das Programm knüpft an verschiedene Formate und strukturelle Veränderungen an, die im Hinblick auf das Jubiläum realisiert wurden. Diese gehen von der Unvollständigkeit des Archivs aus und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit, es immer wieder zu überprüfen und neu zu denken. Dazu gehört die Einrichtung des Archivraums, die regelmäßig erscheinenden Archiv-Newsletter, eine dreiteilige Summer School, das Schaffen einer Archivar*innenstelle, die umfassende Digitalisierung historischer Dokumente sowie die Fokussierung auf die Aufarbeitung der komplexen Vergangenheit der Institution.

Der Kunstverein ist nicht nur ein Ort für die Produktion und Präsentation zeitgenössischer Kunst, sondern auch für gesellschaftlichen Austausch. Die Institution und ihr Jubiläumsjahr bilden daher keinen Rahmen, in dem nur eine einzige Erzählung gesponnen wird, sondern vielmehr einen Behälter, der eine Vielzahl von Geschichten fassen kann. Es ist nicht allein wichtig, historische Lücken zu schließen, sondern auch die Strukturen, in denen produziert, dokumentiert und archiviert wird, zu verändern, damit durchlässigere Erzählungen entstehen können.

EN

As one of the oldest art associations, Kunstverein München celebrates its 200 years anniversary in 2023. The annual program is therefore devoted to an examination and negotiation of the institution, its history, and its publics and to the artists who shaped it. Beginning with a solo exhibition by Richard Frater in January, the bicentennial’s program further unfolds with a continuously evolving exhibition of archival material from May to August, a year-long presentation of archive documents in the window at the Hofgarten, an ongoing lecture series, the celebratory anniversary weekend at the end of June, and a comprehensive publication bringing together contributions by Andrea Fraser, Christian Fuhrmeister, Quinn Latimer, Doreen Mende, Philip Ursprung, and many more.

The program ties in with various formats and structural changes implemented in the lead-up to the bicentenary that insist on the incompleteness of the archive and the possibility of reconsidering and revisiting it continually. This includes the inauguration of the Archive Space as a permanent format as well as the regularly published Archive Newsletters. Along with this, a three-part summer school, the creation of an archivist position, the comprehensive digitization of historical records, and a focus on the reappraisal of the institution’s complex and antagonistic past form the basis for thinking along 200 years of Kunstverein München.

The Kunstverein is not only a space for the production and presentation of contemporary art but also for social exchange. Consequently, the institution and its anniversary year are not a framework in which a single narrative is woven, but rather a container that can hold a multitude of stories. It is therefore not only important to close historical gaps, but also to alter the structures in which work is produced, documented, and archived in order to allow for more porous narratives to emerge.


Abbildung / Image: Richard Frater, Invitation Dilemma (Robin, Fågelmuseet, Ottenby), 2022. Courtesy der Künstler / the artist.

Richard Frater

Off season

28. Januar – 23. April 2023 / January 28 – April 23, 2023
Eröffnung: Freitag, 27. Januar, 16–22 Uhr / Opening: Friday, January 27, 4–10pm

DE

Richard Frater entwickelt seine Arbeiten entlang der Fragilität, die den Beziehungen zwischen Organismen und ihrer gebauten Umwelt innewohnt. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung Off season widmet sich der neuseeländische Künstler dem Kunstverein München und seinem Gebäude als (vermeintlich) öffentlichem Raum mittels verschiedener Interventionen. Ausgehend von der Architektur und Lokalität des Gebäudes sowie einem Interesse an der (Ent-)Privatisierung von Raum entwickelt Frater neue Arbeiten, die sich von den regulären Ausstellungsräumen in deren Peripherie – den Dachboden und die umliegenden Parks – ausdehnen und so neue Perspektiven innerhalb und außerhalb der Institution ermöglichen.

Das Gebäude des Kunstvereins ist in eine urbane Landschaft eingebettet, die keineswegs nur von Menschen besiedelt ist. Städte wurden schon immer auch von anderen Lebewesen bevölkert. Die sozialen Verhaltensweisen und räumlichen Praktiken von Tieren sind selbstorganisiert. Sie haben Wege gefunden, sich in städtische Umgebungen zu integrieren, die für ihre Lebensgrundlage oftmals feindlich sind. Mit den gezeigten Arbeiten – räumlich-skulpturale Eingriffe wie ein erhöhtes, begehbares Gerüst, das einen direkten Blick aus den Fenstern freigibt, sowie ein Flugtunnel für Vögel – befasst sich Frater mit der Art und Weise, wie Raum von Menschen ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer Spezies produziert wird und plädiert für die Schaffung angemessener Räume der „Cohabitation“. Darüber hinaus schlägt der Künstler vor, die Art der Öffentlichkeiten, der Institutionen wie der Kunstverein München dienen können, neu zu entwerfen. Im Jahr des zweihundertjährigen Bestehens des Vereins sind solche Überlegungen besonders relevant, um seine Zukunft und die Räume zu verhandeln, die er nutzen, benötigen, verlieren oder anderen zur Verfügung stellen wird.

EN

Richard Frater develops his artworks departing from the built environment and the fragile nature inherent to the relations between organisms. For his first institutional solo exhibition in Europe, Off season, the Aotearoa-born artist attends to the Kunstverein München and its building as a (supposedly) public space through a series of interventions that are sensitive to the site. Based on an examination of the architecture and locality of the edifice as well as an interest in the (de)privatization of space, Frater has developed several new works, all of which move along specific axes of the Kunstverein building. They extend from the regular exhibition spaces into their periphery, namely the attic and surrounding parks, thus allowing for new perspectives within and beyond the institution.

The Kunstverein is embedded in an urban landscape that is by no means solely inhabited by humans; cities have always also been populated by other living beings. The social behaviors and spatial practices of wildlife are self-organized. They, too, have found ways of integrating into urban environments that are often hostile to their livelihood. With the works on view—spatio-sculptural interventions such as an elevated walkable scaffolding revealing a direct view out the windows as well as a flight tunnel for the aerial dwellers, —Frater addresses the ways in which space is produced by humans irrespective of the needs of other species and advocates for establishing adequate spaces of cohabitation. Moreover, the artist proposes to reimagine the kind of public spheres that institutions like the Kunstverein München can serve. In the year of the association’s bicentennial, such considerations are of particular relevance in order to negotiate its future and the spaces it will access, need, lose, or make available to others.

Veranstaltungsprogramm / Program of events

Freitag, 27. Januar, ab 22 Uhr / January 27, from 10pm

Party zur Eröffnung von / for the opening of Richard Frater – Off season

mit / with DJ Twisted Fire

Samstag, 28. Januar, 15 Uhr / Saturday, January 28, 3pm

Künstlergespräch / Artist Talk

mit / with Richard Frater, Gloria Hasnay & Gina Merz

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