Archivnewsletter No. 12
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Die Erscheinung von Judith Butlers Buch Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity 1990 kann rückblickend als ein Generationswechsel im feministischen Diskurs beschrieben werden: Während vorherige Theorieansätze etwa die historische Kontingenz vorhandener Frauenbilder betonten, stellte Judith Butler die Konstruiertheit und Performativität von Geschlecht ins Zentrum. Zeitgleich setzte die Forscherin Donna Haraway dem naturwissenschaftlichen Objektivitätsanspruch ihr feministisches Konzept des situierten Wissens entgegen, während eine Reihe von queeren Künstler*innen den heterosexuellen Gesellschaftsvertrag in Frage stellten. Die Gruppenausstellung Oh boy, it’s a girl! am Kunstverein München von 1994 spiegelt diesen lebendigen Aushandlungsprozess wider und vereinte Arbeiten von über dreißig Künstler*innen, die die binären Unterteilungslogiken von Geschlecht zur Disposition stellten. In diesem Gastbeitrag des Archivnewsletters beschreibt Hedwig Saxenhuber, Kuratorin am Kunstverein von 1992 bis 1995 und gemeinsam mit Astrid Wege verantwortlich für die Ausstellung, den herrschenden Zeitgeist, die Reaktion in der Presse und das Nachwirken des Projektes.
Oh boy, it’s a girl!
von Hedwig Saxenhuber
„Home for me right now is still a home in which community is a vibrant part of my being, and that history will carry me through that in the same way that this self-portrait has carried me through 30 years and continuing to make art.“ (Catherine Opie, Leslie Lohman Museum of Art, Pressemail vom 3.10.2023)
Welche Koinzidenz! Vor fast drei Jahrzehnten wurden im Kunstverein München die (Selbst-)Portraits von Catherine Opie und ihren queeren Freund*innen aus der Leder-Dyke-Community aus Los Angeles in Oh boy, it’s a girl! gezeigt. „Es war die Zeit, in der AIDS viele Leute in ihren 20ern und 30ern dahingerafft hatte. Opies Fotografien waren ein starkes politisches Statement in der Ära des Konservativismus und der Homophobie. Die Darstellung ihrer queeren Freund*innen war so neu, in Diversität und sublimer Schönheit schuf Opie einen Raum, in dem sich die ‚queeren und transsexuellen Körper mit anderen zu Hause‘ fühlen konnten“.
Die Anfrage an mich als ehemalige Kuratorin des Kunstvereins für den Archivnewsletter zu schreiben, freute mich, irritierte mich aber auch. Wie verhalte ich mich zu einem Archiv, zu welchem ich selbst beigetragen habe? Wie positioniere ich mich als Kuratorin und Kritikerin zu meiner eigenen Geschichte und zu einer Ausstellung über Kunst, die in der feministischen Geschichtsschreibung ihren Platz gefunden hat. Durch die digitale Aufarbeitung des Programms des Kunstvereins für das Archiv (und für den Präsenzbestand ab 1969) anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Institution hat sich mittlerweile der zentrale Ort gefunden – das Internet. Es war damals noch jung und verschafft uns nun eine neuerliche Sichtbarkeit und Existenz für unsere Projekte.
Oh boy, it’s a girl! lautete der Titel der Ausstellung von 1994, der auf Vorschlag der Künstlerin und Grafikdesignerin Dorit Margreiter als Rückgriff auf eine Arbeit von William Wegman zustande kam. Diese Ausstellung operierte an der Schnittstelle von Feminismus und Kunst der 1960er und 1970er Jahre – mit ikonischen Arbeiten von u. a. Carolee Schneeman, VALIE EXPORT und Gina Pane – und zeigte auch Beispiele von Arbeiten mit parodistischen Impulsen der aufkommenden queeren Identitätspolitiken. Dass in Oh boy, it’s a girl! nach „Vorbild angloamerikanischer Gender-Theorien, Fragen nach aktuellen Feminismen, Geschlechterpolitiken und entsprechenden Kunstpraktiken gestellt wurden“ [1], betraf nur einen Teil der Ausstellung. Zwar nahmen die teilweise widerstreitenden, einander ablösenden Feminismen in ihr einen breiten Raum ein. Doch es wurde anhand eines Rückblicks auch die Zäsur in der deutschen Schwulenbewegung thematisiert – etwa anhand der Arbeiten von Thomas Eggerer / Jochen Klein oder Jürgen Baldiga. Debatten über Maskulinität, die eine Dezentrierung von Männlichkeit anstrebten, standen so neben Arbeiten, welche die Geschlechterfrage als „Dispositive der Macht“, eingebettet in Strukturen des „weißen“ Rassismus zum Inhalt hatten (Nicole Eisenman).
Die persönlichen Begegnungen mit VALIE EXPORT [2], ihre erste Museumsausstellung 1992 im Linzer Landesmuseum, ihre Filme und die Ausstellung Kunst mit Eigensinn 1985, die sie im Museum moderner Kunst / Museum des 20. Jahrhunderts (heute mumok) initiiert hatte, sowie das begleitende Symposium Weibliche Ästhetik: Fiktion, Idee oder realistisches Projekt hatten einen prägenden Einfluss auf meine Generation in der Wiener Film- und Kunstszene. VALIE EXPORT hatte in ihren Arbeiten bereits sehr früh darauf aufmerksam gemacht, dass „Weiblichkeiten“ konstruierte, künstliche bzw. falsche seien. „Weiblichkeit ist nicht darstellbar.“ Waren in den 1970er Jahren die Solidarität [3] und die Selbsterfahrung in Gruppen wesentliche Impulse für die Bewegung des Feminismus, begann sich in den 1980er Jahren die Differenz auf „Frauen“ zwischen den Frauen und unter den Frauen zu verlagern. Eine provokante These von Monique Wittig lautete „lesbische Frauen sind keine Frauen“.
Großen Einfluss hatte die Lektüre von Teresa de Lauretis Technologies of Gender (1987) und Queer Theory: Lesbian and Gay Sexualities (1991) sowie Donna Haraways A Manifesto for Cyborgs (1985). Prägend waren auch Filmvorführungen von Yvonne Rainer, die eine unserer ersten Programmpunkte im Kunstverein München waren – mit anschließenden Diskussionen, inklusive der Herausgabe der deutschen Übersetzung des Buches Talking Pictures. Filme, Feminismus, Psychoanalyse, Avantgarde, das außergewöhnliche Werk von Adrian Piper und die häufige Anwesenheit von Andrea Fraser in München. Das alles zusammen eröffnete einen unendlichen Kosmos, der mich bestärkte, an der feministischen Materie dranzubleiben. Mit Unbehagen der Geschlechter (1991) hatte Judith Butler einen großen Echoraum an Darstellungsmöglichkeiten geschaffen. Geschlechtliche Identitäten seien permanente Nachahmungen, Kopien eines nicht vorhandenen Originals. Mit ihren Polarisierungen schuf Butler Entrüstung und Euphorie, einen lustvollen Verrat am Feminismus. Mit Humor und in einer subversiven Sprache wurden diese Geschlechterverwirrungen in Bild, Skulptur, Fotografie und Film umgesetzt und hatten zur Folge, dass das Motiv des Entschwindens und der Non-Binarität in der Ausstellung über verschiedene Bewegungen als Symptom nachvollziehbar war (durch die Arbeiten von G.B. Jones, Alix Lambert, Nicole Eisenman, Chuck Nanney, Catherine Opie, Jürgen Klauke oder Elke Krystufek).
Oh boy, it’s a girl! beschäftigte sich also nicht nur mit „Feminismen in der Kunst“, sondern auch mit einem „Feminismus ohne Frauen“ (Leo Bersani), der durch Gender-Travestien, Schwulenpolitik und die Dekonstruktion normativer Strukturen des Begehrens in ein neues Licht gerückt wurde. Das war wiederum der Anlass für die 13 Jahre später stattfindende Ausstellung Oh Girl, It’s a Boy! im Münchner Kunstverein [4] – eine Referenz auf die eingangs genannte, um die zentralen Aspekte der damals zugrundeliegenden Debatten über „Geschlechterpolitik“ und „Gender Studies“ zu überdenken, zu hinterfragen und neu zu bewerten angesichts einer sich verändernden politischen Gegenwart.
Die mediale Reaktion 1994 auf Oh boy, it’s a girl! war unterschiedlich: Von konservativer männlicher Kunstkritik kam Lob an der „antiaktivistischen“ Qualität der Ausstellung; von progressiv linker männlicher Linie wurde bemängelt, dass Oh boy, it’s a girl! „keine feministische Ausstellung sei, weil sie keine gesellschaftliche Perspektive formuliert hatte“. Von einer der lokalen Münchner Zeitungen hieß es: „Nur Barbie Puppen Menschen“; „Verstaubte Exposition, weder originell noch präzise noch optisch beeindruckend, unbefriedigend“. Vom lokalen Rundfunk kam harsche Kritik: „Krudes Durcheinander!“ „Die Auswahl hätte strenger und schärfer sein müssen“. Während eine überregionale Tageszeitung voll des Lobes war: „Mit Bravour gelungen. Sprengt den Rahmen (diskursive Zugänglichkeit und Einbettung statt Spezialist*innenjargon). Exemplarisch. Unprätentiös. Überzeugung der Schlüssigkeit und Notwendigkeit des Diskurses, den die Ausstellung forciert. Einbettung in Zeitphänomene. Klug angelegt“.
Warum ist Feminismus plötzlich so sexy? [5] Diese Frage stellte sich die Kunsthistorikerin Bojana Pejic 2008 in einem Artikel in der springerin, wobei sie mit einem Zitat von Charles Esche begann. Esche monierte „[…] Der gegenwärtige Trend in der Kunstwelt, sich des ersten Feminismus zu erinnern und ihn sogar nachzuahmen ist erfreulich. Trotzdem muss man es fast als tragisch bezeichnen, dass es bis heute gedauert hat, um sich einer Sache zu erinnern, die wir vor mehr als 20 Jahren absichtlich vergessen haben.“ Man ist geneigt stellvertretend zu sagen: Wir aber nicht, Charles! Viele von uns haben in den 1990er Jahren daran gearbeitet und sind jetzt wieder sichtbar dank des Zugangs zum digitalen Archiv des Kunstverein München. Im Rhythmus von anderthalb Dekaden wird der Feminismus in der Kunst immer wieder neu entdeckt, jedes Mal wieder mit Euphorie und Kopfschütteln: warum erst jetzt, warum so spät, und dabei wird übersehen, dass kontinuierlich daran gearbeitet wurde und wird.
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Hedwig Saxenhuber ist freischaffende Kuratorin und Mitherausgeberin von springerin – Hefte für Gegenwartskunst und lebt in Wien. Sie hat viele internationale Ausstellungen kuratiert, zuletzt die 5. Kyiv Biennale (2023).
Lektorat: Gloria Hasnay, Jonas von Lenthe
Wenn Sie Fragen zum Martina Fuchs Archiv haben, wenden Sie sich bitte an Johanna Klingler und Jonas von Lenthe über archiv@kunstverein-muenchen.de.
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Fußnoten
[1] www.springerin.at/2008/1/review/oh-girl-its-a-boy/
[2] VALIE EXPORTs Tapp und Tastkino (1968) wurde als Performance am Münchner Stachus anlässlich des 1. Internationalen Treffens der Unabhängigen Filmemacher der Welt, München aufgeführt. In: Spilt:Reality VALIE EXPORT, 1997, S. 60.
[3] Frauentreffen der deutschen Frauenemanzipationsgruppen im Kunstverein München anlässlich des ersten Protests gegen den §218 Abtreibung bundesweit, laut Aussage von Haimo Liebich. In: Maurin Dietrich, Gloria Hasnay (Hg.), FOR NOW. 200 Jahre Kunstverein München, 2023, S. 214–215.
[4] Unter der Leitung von Stefan Kalmár, der als Besucher 1994 die Ausstellung Oh boy, it’s a girl! gesehen hat, wurde das Thema 2007 aufgenommen und in der Ausstellung weitergeführt.
[5] springerin.at/2008/1/warum-ist-feminismus-pl%C3%B6tzlich-so-sexy
– English version –
The 1990 publication of Judith Butler’s book Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity can be described in retrospect as a generational shift in feminist discourse: While previous theoretical approaches emphasized, for example, the historical contingency of existing images of women, Judith Butler focused on the constructedness and performativity of gender. At the same time, scholar Donna Haraway countered the scientific claim to objectivity with her feminist concept of situated knowledge, while a number of queer artists increasingly questioned the heterosexual social contract. The 1994 group exhibition Oh Boy, it’s a girl at Kunstverein München reflected these lively negotiations and brought together works by over thirty artists who questioned the binary subdivision logic of gender. In her guest article in the Archive Newsletter, Hedwig Saxenhuber, curator at the Kunstverein from 1992 to 1995 and responsible for the exhibition, describes the prevailing zeitgeist, the reaction in the press and the after-effects of the project.
Oh boy, it’s a girl!
by Hedwig Saxenhuber
“Home for me right now is still a home in which community is a vibrant part of my being, and that history will carry me through that in the same way that this self-portrait has carried me through 30 years and continuing to make art.” (Catherine Opie, Leslie Lohman Museum of Art, press email from October 3, 2023)
What a coincidence! Almost three decades ago, the (self-)portraits of Catherine Opie and her queer friends from the Los Angeles leather dyke community were shown at the Kunstverein München in Oh boy, it’s a girl!. “It was the time when AIDS had taken many people in their 20s and 30s. Opie’s photographs were a strong political statement in the era of conservatism and homophobia. The representation of her queer friends was so new, in diversity and sublime beauty Opie created a space where the ‘queer and trans bodies could feel at home with others’.”
As a former curator of the Kunstverein, I was delighted to be asked to write for the Archive Newsletter, but it also irritated me. How do I relate to an archive to which I myself have contributed? How do I position myself as a curator and critic of my own history and of an exhibition about art that has found its place in feminist historiography? The digitization of the Kunstverein’s archive on the occasion of the 200th anniversary of the institution has now found its central location - the Internet. It was still young at the time and now provides us with renewed visibility and existence for our projects.
Oh boy, it’s a girl! was the title of the 1994 exhibition, which came about at the suggestion of artist and graphic designer Dorit Margreiter as a reference to a work by William Wegman. This exhibition operated at the intersection of feminism and art of the 1960s and 1970s – with iconic works by Carolee Schneeman, VALIE EXPORT and Gina Pane, among others – and also showed examples of works with parodic impulses of emerging queer identity politics. The fact that in Oh boy, it’s a girl! questions were posed about current feminisms, gender politics and corresponding art practices along the lines of “Anglo-American gender theories” [1] only affected one part of the exhibition. It is true that the partly conflicting, mutually replacing feminisms took up a lot of space in the exhibition. However, the caesura in the German gay movement was also addressed by means of the retrospective - for example by means of the works of Thomas Eggerer / Jochen Klein or Jürgen Baldiga. Debates on masculinity, that aimed at its decentering, were juxtaposed with works that dealt with gender issues as “dispositives of power” embedded in structures of “white” racism (Nicole Eisenman).
My personal encounters with VALIE EXPORT [2] her first museum exhibition in 1992 at the Landesmuseum in Linz, her films and the exhibition Kunst mit Eigensinn 1985, which she initiated at the Museum moderner Kunst / Museum des 20. Jahrhunderts (now mumok), as well as the accompanying symposium Weibliche Ästhetik: Fiktion, Idee oder realistisches Projekt (Female Aesthetics: Fiction, Idea or the Realistic Project) had a formative influence on my generation in the Viennese film and art scene. VALIE EXPORT had already pointed out very early on in her work that “femininities” were constructed, artificial or false. “Femininity cannot be represented.” While solidarity [3] and self-awareness in groups were key impulses for the feminist movement in the 1970s, in the 1980s the focus of difference began to shift to “women” between and among women. A provocative thesis by Monique Wittig was “lesbian women are not women”.
The reading of Teresa de Laureti’s Technologies of Gender (1987) and Queer Theory: Lesbian and Gay Sexualities (1991) as well as Donna Haraway’s A Manifesto for Cyborgs (1985) had a major influence. Also formative were film screenings by Yvonne Rainer, which were one of our first program items at the Kunstverein München - with subsequent discussions, including the edition of a collection of texts by and about Yvonne Rainer translated into German for the first time under the title Talking Pictures. Films, feminism, psychoanalysis, avant-garde, the extraordinary work of Adrian Piper and the frequent presence of Andrea Fraser in Munich. All of this together opened up an infinite cosmos that encouraged me to stay in the feminist field. With Unbehagen der Geschlechter (Gender Trouble, 1990/1991), Judith Butler had created a large echo chamber of representational possibilities. Gender identities are permanent imitations, copies of a non-existent original. With her polarizations, Butler created indignation and euphoria, a pleasurable betrayal of feminism. With humor and in a subversive language, these gender confusions were translated into images, sculpture, photography and film, resulting in the motif of disappearance and non-binarity being comprehensible as a symptom in the exhibition through various movements (through the works of G.B. Jones, Alix Lambert, Nicole Eisenman, Chuck Nanney, Catherine Opie, Jürgen Klauke or Elke Krystufek).
Oh boy, it’s a girl! therefore not only dealt with “feminisms in art”, but also with a “feminism without women” (Leo Bersani), which was cast in a new light by gender travesties, gay politics and the deconstruction of normative structures of desire. This in turn was the occasion for the exhibition Oh Girl, It’s a Boy! at the Kunstverein München [4], which took place 13 years later - a reference to the exhibition mentioned at the beginning in order to rethink, question and reassess the central aspects of the underlying debates on “gender politics” and “gender studies” at the time in light of a changing political present.
The prevailing reception of Oh boy, it’s a girl! in the media in 1994 was mixed: conservative male art critics praised the “anti-activist” quality of the exhibition; progressive left-wing male critics complained that Oh boy, it’s a girl! was “not a feminist exhibition because it had not formulated a social perspective”. One of the local Munich newspapers wrote: “Only Barbie dolls humans”; “Dusty exhibition, neither original nor precise nor visually impressive, unsatisfactory”. Harsh criticism came from local radio: “Crude mess!” “The selection should have been stricter and sharper”. While a national daily newspaper was full of praise: “A brilliant success. Goes beyond the scope (discursive accessibility and embedding instead of specialist jargon). Exemplary. Unpretentious. Conviction of the coherence and necessity of the discourse that the exhibition promotes. Embedded in contemporary phenomena. Cleverly designed”.
Why is feminism suddenly so sexy? [5] Art historian Bojana Pejic posed this question in an article in springerin in 2008, beginning with a quote from Charles Esche. Esche criticized “[...] The current trend in the art world to remember and even imitate the first feminism is gratifying. Nevertheless, it is almost tragic that it has taken until today to remember something that we deliberately forgot more than 20 years ago.” One is inclined to say by proxy: But not us, Charles! Many of us worked on it in the 1990s and are now visible again thanks to access to the Kunstverein München’s digital archive. Every decade and a half, feminism in art is rediscovered again and again, each time with euphoria and head-shaking: why only now, why so late, while overlooking the fact that it has been and is being worked on continuously.
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Hedwig Saxenhuber is a freelance curator and co-editor of springerin - Hefte für Gegenwartskunst and lives in Vienna. She has curated many international exhibitions, most recently the 5th Kyiv Biennale (2023).
Copy editing: Gloria Hasnay, Jonas von Lenthe, Lucie Pia
In order to have the website grow, we would gladly receive material such as photos, flyers, articles, or films on past exhibitions and events. Feel free to contact us at archiv@kunstverein-muenchen.de.
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[1] www.springerin.at/2008/1/review/oh-girl-its-a-boy/
[2] VALIE EXPORT’s Tapp und Tastkino (1968) was presented as a performance at Munich’s Stachus on the occasion of the 1st International Meeting of Independent Filmmakers of the World, Munich. In: Spilt:Reality VALIE EXPORT, 1997, p. 60.
[3] Women’s meeting of the German women’s emancipation groups at the Kunstverein München on the occasion of the first protest against section 218 of the German Criminal Code, which makes abortiona punishable offense, according to Haimo Liebich. In: Maurin Dietrich, Gloria Hasnay (Eds.), FOR NOW. 200 Years of Kunstverein München, 2023, p. 214–215.
[4] Under the direction of Stefan Kalmár, who saw the exhibition Oh boy, it’s a girl! as a visitor in 1994, the theme was taken up in the exhibition in 2007.
[5] springerin.at/2008/1/warum-ist-feminismus-pl%C3%B6tzlich-so-sexy