Park I: rude no.1
mit Shade Théret und Magdalena Mitterhofer
Samstag, 20. Mai, 15 Uhr
Auf der einen Seite geschlossen, auf der anderen offen, wecken die Hofgartenarkaden die Illusion eines geschützten Raumes. Der spazierende Körper kann jederzeit aus dem Zentrum des Gartens heraus betrachtet werden. Die von der Architektur suggerierte Intimität steht im Konflikt mit ihrer heutigen Öffentlichkeit: Da der Hofgarten ursprünglich als privater und repräsentativer Ort konzipiert wurde, bleibt der Versuch, ihn kollektiv zu nutzen, nicht ohne Reibung. Der ursprüngliche Zweck des Parks, die regierende Klasse zu amüsieren, scheint immer noch aktuell. Wer bildet die Öffentlichkeit innerhalb eines solch vordefinierten Raumes und welche Formen der Nutzung dienen wem?
Das neue Stück rude no.1 von Shade Théret und Magdalena Mitterhofer testet den Arkadengang als Eintrittschwelle für Figuren, die den Raum zu früheren Zeitpunkten bewohnt haben: Die Performance erfindet ein Archiv vergangener Erzählungen, indem historische Archetypen wie der Garten-Eremit und die Tänzerin Lola Montez inszeniert werden. Unhöflichkeit (rudeness) und Klagen (lamenting) werden dabei als befreiender und transgressiver Akt vorgeschlagen, wodurch der Park als sozial widerständiger Ort überstrapaziert wird.
Im 18. Jahrhundert wurden Zier-Eremiten in Grotten gehalten, die spezifisch für diesen Anlass in Gärten gebaut wurden. Sie waren verpflichtet in Abgeschiedenheit zu leben und sich nur dann zu zeigen, wenn ihre Arbeitgeber sie zur Belustigung vorführten. Der Eremit diente als eines von vielen Ornamenten zur Dekorierung eines Gartens. Nicht nur im Falle dieser Figur scheint die Differenzierung zwischen Verzierung und Vandalismus subjektiv: Für die einen war Lola Montez eine begehrte Muse, für die anderen die Verkörperung von Obszönität. 1846 wurde der Tänzerin die Mitgliedschaft im Kunstverein München verweigert. Théret und Mitterhofer studieren die abgelehnte Bewegung von Lola Montez durch ihre eigene. rude no.1 untersucht so Performance als Ornament, als Unterhaltung und als Objektivierung.

1