Favorit Bar + Kunstverein München in Zusammenarbeit mit der TU München sowie dem Human Brain Project präsentieren in zwei Teilen:
Learning To Walk
Künstliche Intelligenz und Körper
Zwei ernste Gesichter und vier Beine, die sich amüsieren. So hat mal jemand den Tango definiert. Wenn wir nicht Fußballer, Tänzer, Model sind, oder an einer Militärparade teilnehmen, agieren unsere Beine von allein, ohne dass wir groß darüber nachdenken müssten. Das Gangbild eines Menschen ist so individuell wie sein Gesicht. An ihm identifizieren wir jemanden in der Menge, lange bevor wir seine Züge erkennen. Der Gang signalisiert Geschlecht und Alter, Gemütszustand und Selbstbewusstsein, Fitness, Sexappeal, und oftmals die Absichten eines Menschen.
Maschinen mögen mit unglaublicher Geschwindigkeit rechnen, Muster erkennen und Daten verarbeiten können. Aber das, was uns als das Einfachste und Selbstverständlichste erscheint, zum Beispiel Gehen oder Treppensteigen, ist für sie die schwierigste Sache der Welt. Mit selbstlernenden neuronalen Netzen versucht die derzeitige KI-Forschung, Robotern über die Straße zu helfen.
Wie körperlich unser Weltwissen ist, ist uns kaum bewusst. Geist und Körper verhalten sich nicht zueinander wie Software und Hardware, sondern sind auf bis heute kaum verstandene Weise miteinander verwoben. Auch die Sprache ist geprägt von uralten physischen Grunderfahrungen, sodass sich die Frage stellt, ob es Künstliche Intelligenz ohne Körper überhaupt geben kann.
Inwieweit steckt das Denken also in den Beinen? Welche Beschränkungen haben informationsverarbeitende Systeme mit ihren Behelfskörpern aus Metall, Plastik und Draht? Worin unterscheidet sich maschinelle Intelligenz strukturell von der menschlichen? Woher rührt der uralte Wunsch des Menschen, sich selbst im technischen Medium nachzubilden? Mit welchen Formen Künstlicher Intelligenz werden wir es in Zukunft konkret zu tun bekommen? Wer profitiert davon, und welche Gefahren birgt das für Demokratie und Freiheitsrechte? Führt das Zusammenleben mit einer zunehmenden Zahl intelligenter und halbintelligenter Helfer dazu, dass wir uns irgendwann selbst als Maschinen begreifen? Werden künstlich intelligente Systeme uns eines Tages zu ihren Haustieren machen?
Im aktuellen Diskurs über Künstliche Intelligenz stehen sich zukunftsfroher Technik-Optimismus und dystopische Ängste gegenüber. Beine haben ihren eigenen Kopf. Sie können bei der Beantwortung dieser Fragen für Bodenhaftung sorgen.
1. Vorträge und Diskussionen
Eintritt frei >bitte einfügen!<
Mi., 8. November 2017: KI, eine Treppe herabsteigend
Was ist KI und was kann sie alles nicht? Von den Schwierigkeiten künstlich intelligenter Systeme mit dem Gehen.
Mit Jörn Blachnitzky und Florian Röhrbein
Mo., 13. November: Gilgamesch, Golem, Biobot
Mythen und Visionen von der Erschaffung unseres Ebenbildes beschäftigen uns nicht erst seit heute. Ein Rundgang durch die Kulturgeschichte künstlicher Menschen und menschlicher Maschinen mit Jörn Blachnitzky und Christian Galuschka
Mo., 20. November: We can’t feel data …
Welche Möglichkeiten und Gefahren birgt das Sammeln und Herausgeben von Daten? Müssen die Menschen vor den Konzernen oder vor sich selbst geschützt werden?
Empirische und ethische Betrachtungen zu Big Data mit Fiorina Schulz und Matthias Uhl
Mo., 27. November: Logik der Maschinenhirne
Über die Versuche, natürlichen Sprachen in künstlichen Systemen Sinn und Bedeutung zu geben. Ist das Modell ein Teil der Welt, oder die Welt ein Teil des Modells? Logische und linguistische Aspekte der KI mit Godehard Link, Roland Hausser und Jörn Blachnitzky
Mo., 4. Dezember: Einen Schalter strafen
Ein Jesuit und ein Konfuzianer debattieren über digitale Lustprinzipien und die technische Konstruktion von Moral: Lesung aus „Angenehm – Erziehungsroman einer Künstlichen Intelligenz“ mit anschließendem Gespräch.
Mit Matthias Hirth und Arne Manzeschke
Mo., 11. Dezember: Escape from Tomorrow
Androiden, Avatare, Augmented Reality als Werkzeuge von sozialer Selektion und Exklusion. Was zeigen Sci-Fi-Filme, was wir nur allzu gerne sehen, um es nicht sehen zu müssen?
Performance-Lecture von Holger Dreissig
2. Performance
Fr., 26. Januar 2018: Learning to Walk: 42nd Street of 2018
Performance-Revue und großes Finale. Humane, humanoide und andere Akteure zeigen Bein. Von Jörn Blachnitzky mit Beiträgen von Lilian Robl, Sophie Schmidt, Thomas Silberhorn und anderen