Tabloid Press

Juli – 11. September 2022
Lesung: Freitag, 29. Juli, 19 Uhr

Tabloid Press bespielen als dritter Gast das Präsentations- und Veranstaltungsformat On and Off the Grid, das sich verschiedenen Formen des Publizierens widmet. Verortet im Schaufenster am Hofgarten versteht es sich als Programm für die Vorstellung und Verhandlung von (nicht-)publiziertem Material sowie von Prozessen der Veröffentlichung.

Die Poesie der Tabloid Press ist eine verkörperte Enthüllung, eine versierte Körperpolitik, ein großer Auftrag. Sie sind Dichter*innen, die einfach reden, mit dem Reden spielen. Sie sind ökologisch: 2014 von Zoe Darsee und Nat Marcus in Berlin konzipiert, war die erste Veröffentlichung des Projekts eine Gossipkolumne auf Zeitungspapier – die Wirkung ihrer Texte war nicht nur für die Leser*innen in privater, stiller Auseinandersetzung gedacht, sondern für das gesamte zwischenmenschliche Terrain, in dem die Autor*innen aufgewachsen sind und über das sie schrieben. Schrieben Gedichte, die auch eine „Szene“ verbinden - oder einen „Club“ aufschneiden können. Sie schrieben, um als Dichter einen Dancefloor zu betreten und den Dancefloor ins Gedicht einfließen zu lassen.

In den darauffolgenden Jahren hat Tabloid mehr als 12 Veröffentlichungen herausgebracht, wobei sich die Aktivitäten auf die Organisation von Poesie-Workshops, die Gestaltung von Büchern, Kleidung und die Bereitstellung von Textdokumenten für Live-Performances ausgeweitet haben. Unabhängig von Format und Funktion sind die Aktivitäten von Tabloid Press immer ein Mittel, um den Körper, sei er kollektiv oder individuell, mit Lyrik kraftvoll zu durchdringen. „Publizieren“ heißt öffentlich machen, enthüllen oder ankündigen – aber dabei ist Publizieren immer auch der Akt der Formulierung eines öffentlichen Publikums. Tabloid-Poetiken sind auf diese Weise gesungene Testamente einer Partnerschaft, Spielwiesen und Gospel-House-Megamixe, people watching people-watching. Sie sind lateral, Akte der Liebe, nie ohne Rückkopplung, nie nicht für unsere Familie und die Leser*innen gedacht, die wir wohl nie treffen werden.