Juha Pekka Matias Laakkonen
See Through Golden Eye
9. Februar – 31. März 2019
(Schaufenster am Hofgarten)
Eröffnung:
Freitag, 8. Februar 2019
19 Uhr
Vom 8. Februar bis zum 31. März 2019 präsentiert der Kunstverein München im Schaufenster am Hofgarten See Through Golden Eye — eine Ausstellung von Juha Pekka Matias Laakkonen.
Die Praxis des Künstlers beinhaltet oft die Transformation von natürlichen Materialien, die eigens dafür aufspürt und denen er mit wachem Blick begegnet: Kiefernharz, das er über einem Feuer aus getrockneten Zaunlatten für Elche geschmolzen hat; ein Seil aus Hanf, das so lang ist wie die Distanz zwischen dem Ort der Ausstellung und seinem Zuhause und das zu einer Fußmatte gehäkelt wurde; ein Baum, der auf einen anderen Baum gepfropft wurde, sodass er all die umstehenden Bäume weit überragt; Rentierleder, das zu Schuhen verarbeitet wurde, um darin die 5,3 Millionen Schritte zwischen Jakutsk und Helsinki zurückzulegen. Immer dreht es sich um Zeit.
Für seine Ausstellung im Schaufenster hat der Künstler unbeirrbar nach einem kürzlich verstorbenen Vogel gesucht, den er minutiös dekonstruieren und wieder rekonstruieren konnte. Zufälligerweise fand er eine Schellente, die laut den Überlieferungen der finnischen Mythologie das Ei gelegt haben soll, aus der die Welt entstanden ist. Er nahm diese Ente und zerlegte sie Stück für Stück bis hinab zu den kleinsten Teilen ihres Skeletts. Nach der Präparation, bei der die Sehnen und andere verderbliche Teile des Vogels entfernt wurden, blieben nur die Reste übrig. Dies beeinflusste auf ästhetischer und struktureller Ebene seine neu festgelegte Körperlichkeit. Obgleich sie zwar originalgetreu rekonstruiert wurde, blieben gewisse Teile des Skelettgerüsts von nun an unbeweglich. Um beispielsweise den Kopf mit dem Hals zu verbinden, hat der Künstler Fäden durch Löcher gespannt, die er in den Vogelknochen vorgefunden hat.
Diese Einschränkungen und Anforderungen brachten den Künstler dazu, einen anderen Weg zu finden, um den Vogel zu reanimieren. Während seiner Streifzüge ergatterte er ein Stück Schwemmholz, das er dann gespalten und zu zwei Stelzen geschnitzt hat. Auf diese Weise wurde der Vogel mit zwei verlängerten Beinen ausgestattet, wodurch sich seine vergangenen Vogelzüge mit Ebbe und Flut des Meeres verbinden. Außerdem band er durch die oben bereits genannten Löcher zusätzliche Fäden, die nach oben zu einem Spielkreuz führen (im englischen Sprachraum bezeichnen Puppenspieler diese Holzkonstruktion passenderweise als „Flugzeug“). Das Resultat ist eine ziemlich unheimliche Marionette – ein Amalgam, biologisch und künstlich zugleich. Diese komplexe Synthese des Künstlers findet hinter der Scheibe des Schaufensters ihren Widerhall in der höchst konstruierten Reorganisation der Natur im Hofgarten.

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