Batia Suter
Hexamiles (Odyssee)
17. April – 25. August 2019
(Schaufenster am Hofgarten und Foyer)
Eröffnung: Dienstag 16. April 2019
ab 19 Uhr
Vom 17. April bis 25. August 2019 präsentiert der Kunstverein München Hexamiles (Odyssee) – eine Ausstellung von Batia Suter im Schaufenster am Hofgarten und im Foyer des Kunstvereins München.
Batia Suter ist eine enthusiastische Sammlerin von Bildern, welche sie aus sämtlichen gedruckten Quellen zusammenträgt, wie Enzyklopädien, Atlanten, Schulbücher, Wissenschaftsmagazine, technische Anleitungen, Kataloge, Kunstbücher, Geschichtsbücher, Magazine und andere gedruckte Materialien, die Bilder reproduzieren und verbreiten. In ihren Fotografien, Installationen und Publikationen moduliert die Künstlerin gefundene Bilder, kombiniert, verändert und ordnet sie neu, übertreibt die Verzerrung der Reproduktionstechniken und erzeugt durch poetische und spontane Gegenüberstellung neue Assoziationen. Indem sie thematische und morphologische Affinitäten aufdecken und unterschiedliche Bilder zusammenführen, stellen Suters Arbeiten normierte Ordnungssysteme des Wissens in Frage und lenken die Aufmerksamkeit auf die verborgenen Codes, die Bilder über Zeit und Raum verbinden. In Suters Ausstellung werden Landschaftsdarstellungen vor allem als historisches Genre und als ideologisches Werkzeug für die Inanspruchnahme von Territorium, Geschichte und die Organisation von Beziehungen zwischen Mensch und Natur betrachtet. Suters neue Arbeiten reagieren direkt auf die ikonischen Wandmalereien von Richard Seewald in den Hofgartenarkaden, welche 1961 vom Kunstverein München in Auftrag gegeben wurden. Im Schaufenster und in einer Videoinstallation im Foyer kombiniert die Künstlerin Seewalds postexpressionistische griechische Landschaften mit ähnlichen fotografischen Bildern aus ihrem Archiv und verbindet fotografische und malerische Darstellungen zu kompositorischen Zusammenhängen. Die daraus resultierenden Bilder zeigen Momente der Harmonie und Dissonanz zwischen den verschiedenen Darstellungsformen und lenken damit auch das Verständnis für Seewalds Fresken in den Arkaden neu. In Fortsetzung dieser Auseinandersetzung mit der Repräsentation der Landschaft präsentiert Suter auch Odysee, eine Videoprojektion im Foyer des Kunstvereins München, die eine Reihe von Landschaften oder landschaftsähnlichen Bildern zeigt, die mit Seewalds Bildern durchsetzt sind.Dieser Aneinanderreihung von Bildern, die von ihren Entstehungskontexten, sachlichen Informationen und ihren jeweiligen Raum-, Zeit- und Größenangaben befreit sind, wohnen eine faszinierende Eigenlogik und -rhythmus inne.
Da die Bilder nur kurzzeitig erscheinen und sich mit dem Vorschreiten des Videos in einander verschmelzen, wirken die individualisierten Bedeutungen und Funktionen der Bilder instabil, und die Hierarchien zwischen ihnen verschwinden. Als ganzes zeigt das Werk die sich wiederholenden und omnipräsenten Konventionen der Visualisierung von Landschaft und analysiert wie diese Trope dadurch seine eigene interne Sprache generiert, welche unsere zukünftig Wahrnehmung aller Landschaften konditioniert.
So wie der umgebende Hofgarten eine künstliche und idealisierte Repräsentation des Verhältnisses zwischen natürlicher Umwelt, Öffentlichkeit und Staat ist, zeigt Suter's Hexamiles, wie bestimmte Repräsentationsformen einen starken Einfluss auf das Reale ausüben und erzeugt formale und strukturelle Beziehungen jenseits des unmittelbar Sichtbaren.
Photograph Jonah Gebka