Vom 2. Februar bis zum 13. März 2016 zeigt der Kunstverein München im Schaufenster am Hofgarten Polyscroll I, II, III, IV — eine Ausstellung von Nate Boyce.
Nate Boyce ist ein Bildhauer. Er arbeitet mit 3D-Modellierung, HD-Videos und handgefertigten realen Objekten, die er im Green-Screen-Verfahren in virtuelle Umgebungen einscannt und damit hybridisierte Computersimulationen erstellt. Der Vorteil dieser Technologien besteht dabei für ihn darin, dass sie ihm komplexere Möglichkeiten und fließende Übergänge für die Herstellung seiner Skulpturen bieten: Auf diese Weise kann er sich der Morphing-Technik bedienen, Formen manipulieren, physikalische Ereignisse simulieren oder gar die Naturgesetze wie etwa die Schwerkraft, die Festigkeit oder die Zeitlichkeit außer Kraft setzen.
Wenn Boyce sein Werk als „morphogenetischen Formalismus“ bezeichnet, bezieht er das auf die unendliche Wandlungsfähigkeit der Dinge. Dahinter steht die Idee, dass sich – wenn alles aus Materie und Energie besteht – alles und jedes in etwas anderes verwandeln kann. Darin steckt ein fortwährendes anti-anthropozentrisches Bestreben. Eine künstlerische Form, in der sich das äußert, sind Videos.
Polyscroll ist eine Serie hochformatiger Videos, die Boyce seit 2014 produziert hat. Während seiner Ausstellung im Schaufenster wird jedes Video dieser Serie nacheinander als Loop gezeigt. Tagsüber werden die simulierten Lichtbedingungen der Videos einen Kontrast zum natürlichen Tageslicht bilden. Demgegenüber werden nachts die Dunkelheit und die fehlenden Lichtreflexe auf der Scheibe dazu führen, dass die dreidimensionalen Qualitäten der nach unten gescrollten bunten Bilderwelten, die ineinander übergehenden Formen und das befremdliche Format, das Boyce als gemeinsame Klammer gewählt hat, umso deutlicher in Erscheinung treten.