Von 5. Juli bis 9. September zeigt der Kunstverein München I WANT DANDY – eine Ausstellung von Karl Holmqvist im Schaufenster am Hofgarten.

Der in Berlin lebende Künstler Karl Holmqvist nimmt Wörter und befreit sie von ihren konventionellen Bedeutungen und Kontexten, er bettet sie anders ein und multipliziert ihre möglichen Lesarten. Er verwendet Texte aus der Werbung, Literatur und Kunstgeschichte sowie Schlagzeilen, politische Parolen, Popsongs, Plattitüden, Mottos, Redensarten und andere typische Phrasen, und spielt mittels Wiederholungen, Alliterationen, Inversionen, Umkehrungen, Umstellungen und teils ungrammatischen Kombinationen die verschiedenen Möglichkeiten der Äußerungen durch, bis er sie letztendlich zu Kunstwerken, Gedichten und Publikationen formt. Indem Holmqvist die Art und Weise überspitzt, wie Sprachbausteine in unserem Bewusstsein widerhallen und sich in unseren Gewohnheiten und Begierden manifestieren, stellt er die Autorität von Sprache an sich infrage.

Holmqvist präsentiert für seine Ausstellung im Schaufenster den Ausstellungstitel I WANT DANDY in weiß leuchtender Neonschrift, was auf kommerzielle Leuchtreklame und dem weit verbreiteten Gebrauch von Neonlicht in der textbasierten Konzeptkunst seit den 1960ern anspielt. Indem Holmqvist im Titel – der auf den ohrwurmartigen Refrain eines bekannten Popsongs basiert – das Wort 'candy' mit 'dandy' ersetzt, bewirbt er einerseits das immaterielle Naturell eines Dandys und lockt gleichzeitig die elegant gekleideten Gentlemen an, die durch den Hofgarten flanieren und für die Geschmack, Vergnügen und die Kultivierung des Selbst von höchster Wichtigkeit sind. Haptische, handgeschriebene Texte, die sowohl an Graffitis als auch an Kalligraphie erinnern, werden direkt auf die Wände des Schaufensters aufgetragen, wodurch Holmqvist weiter das ausformuliert, was in der scheinbar harmlosen Sprache steckt, die so omnipräsent in unserem Alltag und so essenziell für den Kapitalismus ist, nämlich die Logik des Begehrens, des Geschmacks und des Konsums. Holmqvist, der sich über die Konventionen einer typischen Schaufenstergestaltung lustig macht, wenn er bloße Worthülsen offeriert, bestückt das Schaufenster am Hofgarten mit einem Inventar von gedruckten Materialien und einer neuen Serie von Wolldecken, die mit typographischen Kompositionen verwoben sind, welche er zusammen mit dem Künstler und Performer Mundi Vondi hergestellt hat.

Während der Eröffnung am 5. Juli werden Holmqvist und Vondi im Hofgarten auf ihren Decken sitzen und eine von Holmqvists eigenwilligen Lesungen präsentieren: hypnotische Wiederholungen treffen auf verschieden intonierte Wörter und Phrasen und erweitern so das Spektrum zwischen Laut und Text.

1-2
Karl Holmqvist, I WANT DANDY, installation shot, Courtesy of the artist and Kunstverein München e.V.

0
1
2
3
4
pageview counter pixel