Vom 10. Mai bis zum 26. Juni 2016 präsentiert der Kunstverein München in seinem Schaufenster am Hofgarten die Ausstellung Neap Tide der in Berlin und Suffolk lebenden, britischen Künstlerin Jessica Warboys.
Malerei ist ein „nasses“ Medium und Jessica Warboys arbeitet diese Eigenschaft mit ihrer aktuell laufenden Serie von durchnässten Sea Paintings (Meer-Gemälde) aus. Sie legt große Leinwände an den Strand, trägt Pigmente auf die meergetränkte Oberfläche auf und treibt diese zurück ins Meer. Obwohl die entstandenen Bilder abstrakt zu sein scheinen, dokumentieren diese eine intime und kurzlebige Interaktion des Zusammenflusses ihrer eigenen Bewegungen mit denen der Leinwandoberfläche, des Pigmentes sowie den Neigungen und Strömungen der Wellen, des Windes, des Salzes und des Sandes.
Warboys reiste an die Meeresküste, um diese Arbeit während der Nipptide (Neap Tide) zu produzieren. Die Nipptide ist ein halbmonatliches Intervall, bei dem der Unterschied des Wasserstandes von Ebbe und Flut (Tidenhub) am geringsten ist. Dadurch, dass Warboys ihre ästhetische Kontrolle der Meeresbewegungen überlässt, zeigen die Sea Paintings die Orte und Zeiten ihrer Anfertigung selbst auf. Sie funktionieren dementsprechend wie eine Form der Fotografie und produzieren zudem eine Art implizites Kino.
Für das Schaufenster des Kunstvereins München hat Warboys ein neues Vorführgerät für ihre Sea Paintings entwickelt, welches an proto-kinematografische bewegte Panoramen und Filmloops anspielt. Der Mechanismus wird stufenweise – ohne Vorankündigung – gedreht, wodurch ein neuer Rhythmus erzeugt wird, der sich von der Zeitlichkeit des anfänglichen Prozesses unterscheidet. Die Folge ist eine Welle malerischer Informationen, die sich über die Zeit weiter verändern. Es entsteht ein Bild, das sich fortwährend unmerklich verändert, gleich des Zyklus der Gezeiten.
Am Eröffnungsabend werden Warboys und der Künstler und Musiker Morten Norbye Halvorsen eine Sound-Performance und ein DJ-Set im Foyer präsentieren, welche die Loop-Logik von Warboys Arbeit betonen werden.