Summer School 2021
The Stories We Tell Ourselves
mit manuel arturo abreu, Judith Barry, Maximiliane Baumgartner, Europa Frohwein, Lena von Geyso, Charlotte Klonk, Julian Müller, Lucy Steeds, Stephan Trüby, Helena Vilalta, Shira Wachsmann, Jennifer Warren, Eva Wilson & Adam Gibbons
und einer Arbeit von Céline Condorelli
23.–26. August 2021
Im Vorfeld des 200-jährigen Jubiläums des Kunstverein München im Jahr 2023 widmet sich die Summer School unter dem Titel The Stories We Tell Ourselves kollektiver Wissensproduktion und verhandelt die Konzeption einer für die Öffentlichkeit bestimmten Institution. Das Format nutzt die zwischen zwei Ausstellungen leeren Räumlichkeiten sowie die Umgebung des Kunstvereins und ermöglicht so die gleichzeitige Anwesenheit der heterogenen Ansätze an einem Ort. Die Summer School lädt Teilnehmer*innen ein, gemeinsam mit Gastdozent*innen und dem kuratorischen Team an vier Themenschwerpunkten im Kontext des Archivs der Institution zu arbeiten: Architektur, Ausstellungs- und Displaygeschichte, Gesellschaft und Stadtgeschichte sowie Publizieren.
Tagsüber fokussieren sich die vier Arbeitsgruppen auf gemeinsame Lernprozesse, die neben fiktiven Neuformulierungen der Institution, auch Feldforschung im Kontext der Stadt beinhalten. Abends werden in (halb-)öffentlichen Formaten wie Vorträgen, Gesprächsrunden oder Screenings weitere Ansätze und Fragen präsentiert und diskutiert. Das öffentliche Programm, welches onsite und online stattfindet, finden Sie hier.
Gemeinsam wollen wir in der Summer School darüber nachdenken, welchen Zeitlichkeiten und Politiken ein solches Format der alternativen Wissensproduktion unterliegt, aber auch, welche es austesten kann. Dem wollen wir uns in vier Arbeitsgruppen nähern:
1) Architektur
mit Julian Müller (Fachbereich Architektur, TU Kaiserslautern), Gina Merz (Kunstverein München)
und Europa Frohwein, Stephan Trüby, Shira Wachsmann
Das aus mehreren Zeiten geschichtete Gebäude des Kunstverein München – selbst als ein Körper begriffen – ist von diversen „Wunden und Traumata“ durchzogen. In dieser Gruppe soll die in das Gebäude eingeschriebene Geschichte durch den soziologischen Blickwinkel eröffnet, durch- sowie weitergedacht werden. Als Hinführung zum Jubiläum in 2023 werden grundlegende Informationen gesammelt, um spekulative sowie real-architektonische Eingriffe zu erproben, die geschichtlich informiert und auf den spezifischen Ort angepasst sind. Des Weiteren wird untersucht wie, wo, wann und warum sich der Körper im und durch den Kunstverein bewegt und geleitet wird. Grundsätzliche Wege, Räume und Zugänge werden infrage gestellt, wobei die Akteur*innen im und rund um den Kunstverein kartiert werden.
2) Ausstellungs- und Displaygeschichte
mit Lucy Steeds (University of the Arts London), Gloria Hasnay (Kunstverein München)
und Judith Barry, Charlotte Klonk, Helena Vilalta, Jennifer Warren
Die Arbeitsgruppe widmet sich beispielhaft der Ausstellungs- und Displaygeschichte des Kunstvereins, um verschiedene räumliche wie ideologische Strategien zu untersuchen, die solchen Institutionen eingeschrieben sind. Wenn Kunst und Architektur sich gegenseitig durchdringen, was können wir dann aus den Resonanzen zwischen ausgestellten Werken, ihrer architektonischen Umgebung und dem erweiterten sozio-politischen Kontext des jeweiligen Ortes lernen? Gemeinsam untersuchen wir die sich verändernden räumlichen Parameter der Präsentation von Kunst und spüren der Frage nach, wie diese unsere Erfahrungen sowie Diskurse prägen. „Display“ wird dabei hinsichtlich seiner Rolle bei der Formatierung von ästhetischer Wahrnehmung untersucht und tritt so als Koproduzent von künstlerischer sowie gesellschaftlicher Bedeutung hervor.
3) Gesellschaft und Stadtgeschichte
mit Lena von Geyso, Adrian Djukic (Kunstverein München)
Diese Gruppe ist am sozialen und örtlichen Umfeld des Kunstvereins interessiert. Wer hat sich hier zu verschiedenen Zeiten eingefunden und welche Ziele verfolgt? Künstler*innen, Bürger*innen, Vereinzelte, Familien, Kunstszenen, Cliquen, Zusammenhänge – um wen ging es wann? Als Material steht das Archiv der fast 200-jährigen Geschichte des Kunstvereins zur Verfügung. Nicht zu trennen sind diese Beobachtungen von ihrer direkten Umgebung: dem Hofgarten und der Stadt München mit ihrer spezifischen Sozialstruktur. Wir fragen, welche Subjektivitäten die Umgebung hervorbringt und wie sich das im Kunstverein spiegelt, verdoppelt oder bricht. Darüber hinaus versucht die Gruppe die bürgerlichen Anfänge der Institution bis zu den veränderten Voraussetzungen der Gegenwart zu fassen und zu befragen.
4) Publizieren
mit Eva Wilson und Adam Gibbons (Publizist*innen, u.a. quotationmarkquotationmark.com), Maurin Dietrich (Kunstverein München)
und manuel arturo abreu
Was bedeutet es im erweiterten Sinne des Wortes „Publizieren“ (im Englischen „to make something public“) über die Strukturen nachzudenken, in denen eine Institution und ihre Akteur*innen kommunizieren? Ausgehend von aktuellen und vorangegangenen Medien des Kunstverein München zwischen Print (Publikationen, Booklets, Pressetexten, Flugblättern u.a.) und digital (Webseite, Newsletter, Radio u.a.) widmen wir uns der Frage nach Form, Dringlichkeit und Adressat*in. In gemeinsamer Arbeit wird es darum gehen, andere spekulative Formate zu entwerfen, in denen Inhalte produziert und zirkuliert werden. Zudem wird der Frage nachgespürt, wie diese Inhalte neuen Öffentlichkeiten zugänglich gemacht werden, zu ihnen sprechen und sich wiederum anderen verschließen.
Abbildung: Céline Condorelli, Revision -part II, Konstruktionszeichnung. Courtesy die Künstlerin.
Installationsansichten: Céline Condorelli, Revision -part II, Cell Project Space, 2009. Courtesy die Künstlerin; Foto: Milika Muritu.
Das Projekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.