Präsentation von Archivalien während der Ausstellung
Romeo's eyes
10. Mai – 17. August 2025
Parallel zur Ausstellung Romeo’s eyes werden im Archivraum drei Formate vorgestellt, die sich mit der Präsentation von Bewegtbildern in den Räumen des Kunstvereins auseinandersetzen. Durch die Auswahl der Archivmaterialien erhalten die Besucher*innen einen Einblick in die Retrospektive von Yvonne Rainer im Jahr 1992, das mehrjährige Videoprogramm Es ist schwer das Reale zu berühren und das Kino, das sich von 2016 bis 2019 im heutigen Archivraum befand.
Im Frühjahr 1992 wurde im Kunstverein eine Retrospektive der Filme der Choreographin, Tänzerin und Filmemacherin Yvonne Rainer präsentiert. Hedwig Saxenhuber kuratierte die Retrospektive und stand hierfür mit Filmverleihen wie Cinenova in Kontakt, die 1991 als Verleih für feministische Video- und Filmemacher*innen gegründet wurde. Als Auftakt fand am 26. März 1992 die Lecture Per- formance Narrative in the (Dis)Service of Identiy statt, in der sich Yvonne Rainer aus intersektionaler Perspektive mit ihrer Identität beschäftigt. An den darauf folgenden Abende wurde in chronolgischer Reihenfolge die sechs Filme gezeigt, die Rainer seit den 1970er Jahren realisiert hat. Teil des Projekt war zudem die Publikation Talking Pictures. Filme, Feminismus und Psychoanalyse, Avantgarde (1994), für die ihre Drehbücher erstmals auf Deutsch übersetzt wurden und die Beiträge von Theoretikerinnen wie Teresa de Lauretis sowie eine Bibliographie und Filmographie enthält.
Von 2002 bis 2004 fand unter dem Titel Es ist schwer das Reale zu berühren ein mehrteiliges Videoprogramm statt, das von Søren Grammel und Maria Lind initiiert wurde und sich mit der kommerziellen und künstlerischen Nutzung von Videotechnologie zu Beginn der 2000er Jahre beschäftigte. Im kuratorischen Statement zum Programm heißt es: „Der Versuch von Kunst, ‚das Reale zu berühren‘, hat mit der Verbreitung des Mediums Video im privaten sowie öffentlichen Bereich völlig neue Impulse in Bezug auf Konzepte von Information und Wirklichkeit bekommen. Das Projekt Es ist schwer das Reale zu berühren zeigt Video als ein Instrument zur Interaktion mit diesen Konzepten und als mögliches Mittel ihrer Kritik.“
In den Jahren 2002 und 2003 wurde monatlich Screenings veranstaltet, bei denen jeweils eine künstlerische Position präsentiert wurde. Die Arbeiten verband die Auseinandersetzung mit Video als Technologie und die künstlerische Reflexion von dokumentarischen Bildrhetoriken wie Homevideos, Reportagen, Interviews und Videoüberwachung. Die Künstler*innen, deren Videos bei den monographischen Screenings gezeigt wurden, luden wiederum weitere Künstlerinnen und Kollektive ein, ihre Arbeiten bei zwei Videofestivals zu präsentieren, die im Februar 2003 und im März 2004 stattfanden. Die VHS-Kassetten der Arbeiten bildeten die Basis für eine Videotheque, die von März 2003 bis März 2004 in den Räumen des Kunstvereins besucht werden konnte. Die Besucher*innen konnte vor Ort VHS-Kassetten der Arbeiten ausleihen, die bei den monatlichen Screenings und bei den beiden Festivals gezeigt wurden. Nach dem Ende der Präsentation vor Ort ging die Videotheque auf Tour und wurde von April 2004 bis April 2005 in mehreren europäischen Institutionen für zeitgenössische Kunst gezeigt und wurde im Anschluss vom Grazer Kunstverein als Präsenzvideotheque übernommen. 2007 veröffentlichten Maria Lind und Søren Grammel, der von 2005 bis 2011 Direktor des Grazer Kunstverein war, eine Publikation zum Programm Es ist schwer das Reale zu berühren, die Informationen zu den etwa 125 Videos von den beteiligten 72 Künstler*innen und ein Essay von Hito Steyerl enthält.
Für die Archivraumpräsentation wurde eine Auswahl an Dias digitalisiert, die einen Einblick in die räumlichen und sozialen Settings der beiden Videofestivals und der Videotheque eröffnen.
Der heutige Archivraum wurde von 2016 bis 2019 als Kino genutzt. Auf Einladung des damaligen Direktor Chris Fritzpatrick kuratierte Vincent Stroep das Programm im ersten Jahr und zeigte Filme von Arvo Leo, Kamal Aljafari Recollection, Chick Strand, Benjamin Crotty, Ane Hjort Guttu, Corneliu Porumboiu, Rosalind Nashashibi, Deborah Stratman, Maxime Rossi, Invernomuto und Anja Dornieden und Juan David González Monroy. Alle drei Wochen fand abends eine Premiere und ein Gespräch mit der*dem Künstler*in über den präsentierten Film statt. Zusätzlich wurden die Filme während der Öffnungszeiten zu bestimmten Anfangszeiten oder als Loop gezeigt. Zu jedem der elf Filme erschien ein Flyer mit Stills und einem kurzen Text. Die Flysersammlung kann im km Archiv angesehen werden.
[1] Installationsansicht Archivraumpräsentation zur Retrospektive von Yvonne Rainer (1992), Kunstverein München, München, 2025.
[2] Installationsansicht Archivraumpräsentation zum Videoprogramm Es ist schwer das Reale zu berühren (2002-2004), Kunstverein München, München, 2025.
[3-4] Fotografien des ersten Videofestivals Es ist schwer das Reale zu berühren (2003), Kunstverein München. Foto: Fotograf*in unbekannt.
[5-6] Installationsansichten der Videotheque, 11. Oktober - 23. November 2003, Foto: Philip Metz.
[7] Fotografie des zweiten Videofestivals Es ist schwer das Reale zu berühren (2004), Kunstverein München. Foto: Fotograf*in unbekannt.
[8] Installationsansicht Archivraumpräsentation zum Kino (2016-2019), Kunstverein München, München, 2025.