Präsentation von Archivalien während der Ausstellung
Carissa Rodriguez

Imitation of Life

Juli – 18. August 2024

Bezugnehmend auf die Ausstellung Imitation of Life von Carissa Rodriguez werden im Archivraum Materialien zu den Ausstellungen Dan Graham: Pavillons (1988) und An American Family (2006) präsentiert.

An American Family (22. April – 21. Mai 2006)

"Die 1973 von Craig Gilbert produzierte Fernsehserie An American Family ist ein herausragendes Dokument der Film- und Fernsehgeschichte: Sie markiert nicht nur einen entscheidenden Einschnitt in der amerikanischen Nachkriegskultur, sondern nimmt auch die Flut von Reality TV-Produkitonen um gute dreißig Jahre vorweg. In der Tradition zahlreicher Vorläufer des dokumentarischen Films – von Frederick Wiseman über Jean Rouch und Andy Warhol – zeichnet An American Family sieben Monate aus dem Leben der kalifornischen Familie Loud nach.

Die Louds wurden als typische Kernfamilie repräsentiert, die durch die kulturellen Transformationen, die das US-Amerika der frühen 70er Jahre charakterisierten, gespalten wird. Für An American Family wurden über 300 Stunden Material zu zwölf einstündigen Episoden editiert und in wöchentlichen Abständen auf dem amerikanischen Sender PBS ausgestrahlt. Die Serie entwickelte sich schnell zum nationalen Medienereignis, das von einem Millionenpublikum verfolgt wurde. Die dokumentarische Darstellung von Scheidung, West-Coast Wohlstand und offen gelebter Homosexualität löste hitzige Debatten um das Wertesystem der Nation und ihrer Haltung gegenüber Familie und Sexualität aus." (Auszug aus dem Pressetext zur Ausstellung)

Der Kunstverein München präsentierte An American Family in einer Ausstellung vom 22. April bis 21. Mai 2006. Neben sämtlichen Episoden der Serie waren zwei Dokumentarfilme über den Werdegang der Familie Loud nach der Ausstrahlung von An American Family zu sehen. Zudem wurden in einem Rechercheraum die Rezeption und öffentliche Debatte um die Serie nachgezeichnet.

Dan Graham: Pavillons (17. September – 23. Oktober 1988)

1988 zeigte der Kunstverein München die Ausstellung Pavillons des US-amerikanischen Künstlers Dan Graham (1942–2022). Neben Zeichnungen und Videos früherer Performances waren drei Glaspavillons in den Ausstellungsräumen zu sehen.

Dan Graham zitiert mit seinen gläsernen Skulpturen nicht nur Architekturgeschichte – vom Spiegelsaal des Rokoko über englische Gewächshäuser, die der Naturerfahrung dienen sollten, bis hin zu modernen Bürogebäuden und Bushaltestellen – sondern spielt auch mit sozialen Strukturen. Durch die Verwendung eines sogenannten Zweiweg-Glases, das sonst nur in Bürogebäuden eingesetzt wird, ist es den Betrachter*innen beispielsweise möglich, eine voyeuristische Position im öffentlichen Raum einzunehmen. In anderen Pavillons wird dagegen das eigene Spiegelbild oder die Erscheinung anderer Betrachter*innen verzerrt, multipliziert oder verfremdet. Das Verhältnis der einzelnen Betrachter*in zu ihrer sozialen Umgebung wird, sozusagen, choreographisch in verschiedene Verhältnisse gesetzt. Auch Grahams Performances sprechen dieses Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft an.

Dan Grahams Interesse für soziale Strukturen zeigt sich auch in seinem Text Video as Television: An American Family, der erstmals 1993 im Ausstellungskatalog public/private (Goldie Paley Gallery) erschien, und der in der Ausstellung An American Family (2006) im Kunstverein München als Wandtext installiert wurde. Darin begreift er die TV-Serie als Spiegel zwischen den Zuschauer*innen und den abgebildeten Identitätskonstrukten. Die Spiegelung, so Graham, sei eine Art disruptiver Impuls im Moment der Identifikation zwischen Zuschauer*in und Protagonist*in.

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