Noor Abuarafeh

Resistive Narratives

September – 19. November 2023

In ihrer Arbeit befasst sich Noor Abuarafeh mit der Konstruktion von Erinnerung, den Politiken des Archivierens und dem, was in der dominanten historischen Erzählung ausgelassen wird. Durch die Untersuchung von Sub-Narrativen erforscht die Künstlerin verschiedene Formen des Erinnerns außerhalb der linearen Auffassung von Zeit, indem sie die Aufteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft infrage stellt. Ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland präsentiert eine neue Videoarbeit, die zusammen mit bereits existierenden Filmen aus den letzten zehn Jahren gezeigt wird.

Abuarafehs Praxis basiert auf immateriellen Referenzen und mündlichen Überlieferungen, um die oft korrupte Dynamik von Geschichtsschreibung zu reflektieren und eine andere Art von Historie zu entwerfen. Dies gilt auch für die in München ausgestellten Arbeiten, die alle einer ähnlichen Fragestellung nachgehen: Was sind die materiellen Realitäten und was die konstruierten Erzählungen von Erinnerung? Indem Abuarafeh die Möglichkeit testet, vergangene Ereignisse auf Basis von immateriellen Referenzen darzustellen, untersucht sie auch, wie das kollektive Gedächtnis zum Träger eines imaginären Archivs wird.

Die neueste Arbeit der Künstlerin, The Moon is a Sun Returning as a Ghost (2023), verfolgt den Fall von siebzehn Ausstellungen palästinensischer Künstler*innen. Jede umfasste unterschiedliche Kunstwerke, von denen die meisten heute als vermisst gelten: Gefangen in Schleifen administrativer Infrastrukturen, die von politischen Konflikten zeugen, konnten die Werke nicht an die Künstler*innen zurückgegeben werden und wurden stattdessen von einem Lager zum nächsten befördert. Dem Video liegt die Frage zugrunde, wie sich die Immaterialität verschwundener Objekte auf unsere Erinnerung an diese auswirkt. Mit den im Kunstverein München präsentierten Arbeiten demonstriert Abuarafeh, dass durch die poetische Befreiung der Geschichtsschreibung von ihrer Objekthaftigkeit widerständigere Narrative entstehen können, die über die bloße Konstruktion von (nationaler) Subjekthaftigkeit hinausgehen.

Ausstellungsbroschüre DE / EN

Die letzten Wochen der Laufzeit der Ausstellung von Noor Abuarafeh waren geprägt von einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit Fragen, Bedenken und Anmerkungen, die uns angesichts der politischen wie humanitären Lage in Israel und Palästina erreicht haben. Wir standen und stehen hierzu weiterhin im intensiven Austausch mit Mitgliedern, Besucher\*innen und Kolleg\*innen und sind für aufkommende Fragen jederzeit per E-Mail über info@kunstverein-muenchen.de zu erreichen. Eine Kontextualisierung der Situation und besagten Diskussion kann hier eingesehen werden.

The Moon is a Sun Returning as a Ghost wurde beauftragt von der Sharjah Art Foundation zusammen mit der École de design et haute école d’art du Valais.

[1–10] Installationsansichten: Noor Abuarafeh, Resistive Narratives, Kunstverein München, 2023; Fotos: Maximilian Geuter.
[11] Videostill: Noor Abuarafeh, The Moon is a Sun Returning, 2023. Courtesy die Künstlerin.
[12] Videostill: Noor Abuarafeh, Am I the Ageless Object at the Museum?, 2018. Courtesy die Künstlerin.

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