A rock that keeps tigers away
Beth Collar, Tania Pérez Cordova, Jason Dodge, Laura Kaminskaite, Simon Dybbroe Møller, Francesco Pedraglio, Adrien Tirtiaux, Freek Wambacq, Herwig Weiser
15. Juli – 17. September 2017
Vom 15. Juli bis 17. September 2017 präsentiert der Kunstverein München A rock that keeps tigers away – eine Ausstellung von Beth Collar, Tania Pérez Córdova, Jason Dodge, Laura Kaminskaite, Simon Dybbroe Møller, Francesco Pedragio, Adrien Tirtiaux, Freek Wambacq und Herwig Weiser. Gemeinsam hinterfragen ihre Werke in A rock that keeps tigers away die weit verbreitete Wahrnehmung von Ursache und Wirkung, indem sie die verworrene Beziehung zwischen Kausalität und Korrelation überdenken. Mit teils neu entstandenen Arbeiten gibt die Ausstellung einen Überblick darüber, wie Künstler Korrelationen und Zufälle definieren, um unterschiedliche Phänomene über Raum und Zeit hinweg miteinander zu verbinden, wie kleine Änderungen der Umstände an anderer Stelle deutliche Resultate zeitigen können und wie die unterschiedliche Zusammenstellung von Objekten deren jeweilige Bedeutung, Nützlichkeit und Vorstellung, die wir uns von ihnen machen, verändert.
Homer: Kein Bär in Sicht! Die Bärenpatrouille funktioniert ja wunderbar!
Lisa: Das ist eine fadenscheinige Argumentation, Dad.
Homer: Danke, mein Schatz.
Lisa: Moment. Wenn ich Deiner Logik folge, kann dieser Stein auch Tiger vertreiben.
Homer: Oh, und wie funktioniert das?
Lisa: Überhaupt nicht.
Homer: Uuh.
Lisa: Es ist nur ein dummer Stein.
Homer: Aha.
Lisa: Aber ich sehe hier nicht einen Tiger rumlaufen, Du etwa?
Homer: Lisa? Ich möchte Dir den Stein abkaufen.
In einer Simpsons-Folge aus dem Jahr 1996 begeht Homer den klassischen logischen Fehlschluss cum hoc ergo propter hoc (‚mit diesem, folglich deswegen‘). Was Homer in seiner fadenscheinigen Argumentation entgeht, ist, dass nicht allein aus dem Umstand, dass zwei Variablen gemeinsam auftreten – ein Stein und das Nichtvorhandensein von Tigern –, folgt, dass das eine das andere verursacht. Ein Statistiker würde sagen: ‚Korrelation impliziert noch keine Kausalität!‘ Newton sagte, dass es für jede Aktion eine gleich große Reaktion geben müsse, die aber in umgekehrter Richtung verläuft. Nichts könne also ohne Ursache geschehen. Doch Fortschritte auf dem Gebiet der modernen Physik, der Psychoanalyse, der neueren Objektorientierten Philosophie und Affekttheorie, sowie auch viele zeitgenössische Künstler fechten diese Vorstellung an. Dies brachte nuanciertere Ideen davon hervor, wie Dinge interagieren, miteinander in Beziehung stehen und sich verbinden.
Das Projekt setzt sich zusammen aus einer Ausstellung, die sich über die drei Hauptausstellungsräume des Kunstvereins, das Foyer und das Kino erstreckt, einem (Begleit-)Programm mit Vorführungen, Aufführungen und Vorträgen sowie einer neu erscheinende Publikation (in Zusammenarbeit mit Roma Publications, Amsterdam).
Diese Publikation – der neunte Band aus der Companion-Reihe – wurde in Zusammenarbeit mit Roma Publications begleitend zur Ausstellung fertiggestellt. Sie enthält philosophische Essays, Zeittafeln, Zitate, Gedichte, 'falsche Korrelationen', Zeichnungen, Interviews, Interventionen von Künstlern und weiteres Material. Somit ist die Publikation einerseits die theoretische Fundierung der Ausstellung, andererseits führt sie aber auch darüber hinaus.
Installationsansichten: A rock that keeps tigers away, Kunstverein München, 2017. Courtesy Kunstverein München e.V., Fotos: Johannes Schwartz