Jos de Gruyter & Harald Thys
30 Jahre Kunst
22. April – 25. Juni 2017
Jos de Gruyter & Harald Thys möchten sich bei der Deutschen Bundesregierung, der Stadt München, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Bayerischen Staatsminiserium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kultur sowie dem Vorstand und den Mitgliedern des Kunstverein München für die Gelegenheit bedanken, das 30-jährige Jubiläum ihrer künstlerischen Praxis in diesen historischen Räumlichkeiten feiern zu dürfen.
Die Ausstellung 30 Jahre Kunst wurde als Collage von Kunstwerken konzipiert – eine Ansammlung von über 300 Skulpturen, Zeichnungen, Videos, Gemälden und Klangwerken, die sich über die drei großen Ausstellungsräume und das Kino erstreckt. Diese Ausstellung ist ausgesprochen umfangreich, und doch umfasst sie nur einen Bruchteil der bisher unaufhörlichen Produktion der Künstler.
Zu Beginn planten die Kuratoren die Ausstellung thematisch aufzubauen, wie es Kuratoren häufig tun. Sie arbeiteten zunächst unter der Voraussetzung, dass eine chronologische Zusammenstellung der Kunstwerke von de Gruyter & Thys eine künstlerische Evolution aufzeigen würde. Eine Evolution gab es jedoch nicht. Denn das Kernthema in der Arbeit der Künstler ist seit über drei Jahrzehnten unverändert geblieben: Das Individuum, das in einer kapitalistischen Gesellschaft ums Überleben kämpft. Verstrickt in die Mechanismen der sozialen Korrektur und dem Zwang ständiger Optimierung, versucht sich, der Depression zu entkommen oder zumindest das Beste daraus zu machen.
Die Mechanismen, die die Künstler bemüht sind aufzudecken, rücken die Machtlosigkeit des Individuums, das sich auf einer einsamen Suche nach Geselligkeit, Freude und Schönheit weiterbewegt, jedoch immer mit leeren Händen ausgeht und stammelnd und betäubt zurückgelassen wird, ins Zentrum. Was daraus folgt, ist ein dunkler grauer Nebel, der sich allmählich klärt. Sobald der Einzelne wieder deutlich sieht, beginnt er mit neuem Mut. Dieser Kreislauf wird nur durch schwere Krankheit oder Sterbehilfe durchbrochen. Untermauert wird diese Vorstellung durch die Tatsache, dass beide Künstler mehrere Jahre in öffentlichen und psychiatrischen Einrichtungen gearbeitet haben.
Als die Kuratoren die Archive der Künstler durchstöberten, stießen sie auf ein riesiges Konvolut von unfertigem Material – Filme, die niemals bearbeitet wurden oder nur noch in Form von Fotografien erhalten sind. Ideen, die nur auf Papier existieren. Alles hat einen Platz in der Ausstellung gefunden und jedes Element erhält eine gleichberechtigte Stellung. Es gibt kein besseres oder schlechteres Werk. Sie sind alle Teil eines sich ständig erweiternden Universums.
Die erläuternden Texte, die in der gesamten Ausstellung 30 Jahre Kunst erscheinen, sollen als Orientierung innerhalb dieses Universums dienen – einem Universum, das selbst als Kunstwerk fungiert.
Als parallele Dimension gibt der Kunstverein München zusammen mit Roma Publications einen 192 Seiten umfassenden 'Verkaufskatalog' heraus, mit Bildern, Beschriftungen und Preisen aller ausgestellten Kunstwerke.
Jos de Gruyter (geb. 1965, Geel, Belgien) und Harald Thys (geb. 1966, Wilrijk, Belgien) trafen sich 1987 als unzufriedene und aufrührerische Studenten an der Sint-Lukas Brussels University College of Art and Design. Bis heute arbeiten sie in gemeinsamem Austausch und stellen ihre Arbeiten in international renommierten Museen, öffentlichen Institutionen, Biennalen und kommerziellen Galerien aus.
Installationsansichten: Jos de Gruyter & Harald Thys, 30 Jahre Kunst, Kunstverein München, 2017. Courtesy Kunstverein München e.V., Fotos: Johannes Schwartz