Benjamin Crotty
Fort Buchanan (2014)
16 mm Filmtransfer, Farbe, Ton, 65 Minuten

Tägliche Screenings

  1. April bis 6. Mai 2016
    Jeweils um 11 Uhr, 12:30 Uhr, 14 Uhr, 15:30 Uhr, 17 Uhr

Abendscreening

  1. April 2016, 19–21 Uhr
    (Der Film beginnt um 19:30 Uhr. Einführung mit dem Filmkurator des Kunstverein München Vincent Stroep)

Es ist ein Kriegsfilm ohne Krieg, und im Mittelpunkt stehen die Zurückgebliebenen, die Wartenden. Und er ist lustig. Sämtliche Dialoge in Benjamin Crottys Film Fort Buchanan (2014, 65 Minuten) stammen aus amerikanischen Fernsehshows. Neu kontextualisiert und in ein schlüpfriges Narrativ verwandelt, wurden Sie ins Französische übersetzt (und mit englischen Untertiteln versehen). Das Ergebnis ist eine gemischte Gleichung: trockener Humor + Slapstick + melodramatischer Pathos + Reality-TV + cinéma vérité = eine ausgesprochen seltsame Seifenoper.

Fort Buchanan spielt hauptsächlich auf einer französischen Militärbasis, wo eine enge Gemeinschaft einsamer Gatt_innen wohnt, deren Ehepartner nach Djibouti, Frankreichs größter Militäreinrichtung in Afrika, verlegt wurden. Im Zentrum des Geschehens steht Roger, der sich damit schwertut, seine eilig heranreifende Adoptivtochter Roxy zu beaufsichtigen und mit der körperlichen und emotionalen Distanziertheit seines geliebten Mannes Frank umzugehen. Die Charaktere faulenzen in einem idyllischen Wäldchen, während sie offen über ihre erotischen Gelüste und die Sehnsucht nach ihren entfernten Gatten sprechen. Ohne Rücksicht auf eheliche Treue und sexuelle Orientierung, versuchen sie sich gegenseitig zu verführen. Manchen gelingt es nicht, anderen schon. Alle fahren sie nach Djibouti.

Weitere „Charaktere“ haben eher eine strukturelle Funktion: der Lauf der Jahreszeiten, Ausschnitte aus Fernsehnachrichten, die Körnigkeit des 16mm-Films, ein glitzernder computergenerierter Hubschrauber. Der Krieg dient als Kulisse für die temperamentvollen und kitschigen Eskapaden der Gruppe, doch seine Schrecken bleiben ungesehen, unerwähnt. Die Konflikte in der Familie nehmen den Platz des Kriegs im Ausland ein und holen damit den Krieg „ins eigene Wohnzimmer“.

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