Rip It Up And Start Again

William S. Burroughs (ko-kuratiert von John Giorno ), Charles Henri Ford (ko-kuratiert von Christopher Müller ), Ray Johnson (ko-kuratiert von Stefan Kalmár ), readymades belong to everyone® (ko-kuratiert von Claire Fontaine), Arthur Russell (ko-kuratiert von James Merle Thomas)

Oktober – 22. November 2009

In seiner letzten für den Kunstverein München konzipierten Ausstellung Rip It Up And Start Again vereint der scheidende Direktor Stefan Kalmár fünf bereits verstorbene Künstler. Die Ausstellung wird mit dem Artists Space in New York, den er seit 1. Juli 2009 leitet, co-produziert.

Rip It Up And Start Again konzentriert sich exemplarisch auf fünf künstlerische Positionen, die zu Lebzeiten, aber auch posthum im New York City der 1970er und 1980er Jahre vor allem von Künstler*innen verehrt wurden, jedoch im offiziellen kunstgeschichtlichen Diskurs nur wenig Beachtung fanden.
Die ausstellenden Künstler – William S. Burroughs, Charles Henri Ford, Ray Johnson, Arthur Russell und Philippe Thomas (readymades belong to everyone®) – gelten als legendäre Außenseiter oder wie Andy Warhol über Ray Johnson sagte: „Ray ist der bekannteste unbekannte Künstler in NYC.“ Trotz ihrer andauernden künstlerischen Tätigkeit in New York City, die sie in „engem Kontakt mit erfolgreichen“ Künstler*innen praktizierten, blieben viele bis dato einem größeren Publikum unbekannt.
In diesem Sinne reflektiert die Ausstellung sowohl die Marginalisierungsmechanismen des Kunstmarktes als auch die komplexen sozialen Hierarchisierungen, die zwischen „erfolgreichen“ und „erfolglosen“ Künstler*innen unterscheiden.
Rip It Up And Start Again eröffnet das breite Spektrum der facettenreichen künstlerischen Positionen: von Burroughs wenig bekannten Collagen, Philippe Thomas’ fiktiver Agentur readymades belong to everyone®, Ray Johnsons Mail Art, Arthur Russells experimentellen Minimal Kompositionen und eingehender Beschäftigung mit dem Motiv der Wiederholung bis hin zu Charles Henri Fords Kunst- und Literaturmagazin View und Videoproduktionen; ein Fokus der Ausstellung liegt hier vor allem auf den nicht institutionalisierten Produktionszusammenhängen und den eng vernetzten Szenen von Musik, Kunst, Literatur, Magazin- und Popkultur.
Rip It Up And Start Again diskutiert den Zusammenhang, indem diese Strategien auch als Vorläufer heutiger kultureller Praktiken und Diskurse gelesen werden können und stellt so einen Bezug zu gegenwärtigen Theorien über „Alternative Publishing“, „Minimal Music“, „Authorship“ und „Transgressive Identity Politics“ dar.
Im Sinne einer künstlerischen Strategie des „Rip It Up And Start Again“ arbeiten alle an der Ausstellung beteiligten Künstler im weitesten Sinne mit dem Format der Collage. Sie rekonfigurieren existierende Bildwelten als Träger von Ideologie und Identität und erweisen sich mit dieser emanzipatorischen Kunstpraxis auch als historische Vorreiter der heutigen „Visual Cultural Studies“.

„Rip It Up And Start Again“ kann mit seiner inhaltlichen Fragestellung auch im Kontext der beiden im Kunstverein München realisierten Ausstellungen Oh Girl, It’s a Boy! (2007) und The Secret Public. The Last Days of the British Underground 1978 – 1988 (2006) gelesen werden. Während Oh Girl, It’s a Boy! (co-kuratiert von Henrik Olesen) eine Re-Situierung der„Queer-Identity-Politics“ im Horizont einer repräsentationspolitisch veränderten Gegenwart vornahm, stellte das in Zusammenarbeit mit dem britischen Kritiker Michael Bracewell realisierte Ausstellungsprojekt The Secret Public. The Last Days of the British Underground 1978 – 1988 die marginalisierten Praktiken der britischen Post-Punk-Ära vor und verhandelte deren Einflüsse auf die heutige Kunstproduktion.

0
1
2
3
4
5
pageview counter pixel