Wolfgang Tillmans

Beugung

Juni – 30. September 2007

Nach seinen Retrospektiven in New York, Los Angeles, Chicago und Washington präsentiert Wolfgang Tillmans vom 2. Juni bis 2. September 2007 die in enger Zusammenarbeit mit dem Kunstverein München und speziell für diesen konzipierte Einzelausstellung Beugung.

Ausgehend von Sportflecken (1996), seinen seit 1997 entstehenden monochromen Arbeiten wie Impossible Colour (Green)(1997) und dem Video Lights (Body) (2002) unternimmt die Ausstellung Beugung den fokussierten und umfassenden Versuch einer Archäologie des Tillmanschen Oberflächenbegriffs.

1988 schrieb der französische Philosoph Gilles Deleuze „denken heißt falten“. Hierbei bezog sich Deleuze vor allem, aber nicht ausschließlich, auf die Ästhetik des Barocks. In Falten, so Deleuze, birgt sich das nicht-lesbare, seelische Potential. Falten umspielen die Strukturen, statt diese abschließend festzulegen – ein Umspielen, welches den Menschen immer auch als ein vorstellendes Wesen voraussetzt und begründet. Bilder und Situationen werden aufeinander bezogen, um das Sichtbare und Lesbare zu konstituieren und es wechselseitig miteinander zu verschränken. Alles Gestaltete ist das Ergebnis einer komplexen Faltung, die eine jede zugleich als ins Unendliche fortsetzbare, bewegliche Ent- und Zufaltung versteht, um solchermaßen das universalistische und individualistische des menschlichen Wahrnehmens und Wissens integrativ statt gegensätzlich aufeinander zu beziehen. Der barocke Künstler wusste noch, dass die Welt nie ganz, sondern immer nur im Kleinen und partiell ins Bild rückt.

Indem die Ausstellung Beugung bewusst ihre Aufmerksamkeit auf nur einen Aspekt in Tillmans Werk richtet, wird die enge Vernetztheit einzelner und auf den ersten Blick auch zeitlich nicht zugehöriger Werkgruppen erkennbar. Als „Vehikel kritischen Denkens“, ausgehend von einem aktiven und partizipierenden, nicht passiv dem Bild gegenüber ohnmächtigem Subjekt, stellt Wolfgang Tillmans mit „Beugung“ einmal mehr die Welt nicht als statisch Gegebenes, sondern als flexible Serie dynamischer Interaktionen vor.

Zur Ausstellung im Kunstverein München erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König die neue Monographie von Wolfgang Tillmans manual.

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