Hilary Lloyd
Juli – 17. September 2006
Im Rahmen seines zweiten Themenjahres 'Mögliche Identitäten' präsentiert der Kunstverein München ab dem 22. Juli die erste umfassende Einzelausstellung der britischen Künstlerin Hilary Lloyd in Europa.
Seit Mitte der 90er Jahre entwickelt Hilary Lloyd einen konsequenten Werkzusammenhang, der in immer neuen Konstellationen die Repräsentation des Selbst im Wechselspiel zwischen Bild und Körper, Blick und Pose, Sehen und Gesehen-Werden untersucht. Ausgangspunkt ihrer raumgreifenden Video- und Dia-Installationen ist das urbane Theater alltäglicher Selbstdarstellungen. Die Protagonisten ihrer Arbeiten findet Lloyd in den Clubs und auf den Straßen der Großstadt. Sie inszeniert ihre Akteure in isolierten Settings, zeigt sie in langen Plansequenzen oder endlosen Dia-Serien, wie sie konzentriert eine einzige, repetitive Tätigkeit ausführen: Ewan bei der Auswahl seiner Platten für das DJ-Set am Abend (Ewan, 1995); Sotiris auf dem Boden liegend, eine Modezeitschrift zerreißend (Sotiris, 2000); oder einige Kellner, ihre Tabletts balancierend bei der Arbeit im Café (Waiters, 2003). Im Ausstellungsraum wird das streng komponierte Bildmaterial in minimalistische Installationen überführt, die die Technologien der Repräsentation als skulpturale Fetische offensiv einsetzen.
Hilary Lloyd schafft solchermaßen eine doppelte Phänomenologie der Körper, die nicht nur die Subjekte der Darstellung, sondern auch die Betrachter selbst in das reflexive Spannungsverhältnis zwischen Präsenz und Repräsentation eintreten lässt: "Die Komplexität der Erfahrung, die Hilary Lloyds Arbeiten hervorbringen, resultiert aus der Tatsache, dass sie genau an der Schnittstelle zwischen 'alltäglicher' und 'minimalistischer' Theatralität angesiedelt sind.
"Hilary Lloyd überführt die Theatralität der Straße in den Wahrnehmungsraum des Minimalismus. Im Prozess dieser Verschiebung isoliert sie sowohl die strukturellen Eigenschaften als auch die assoziativen Qualitäten des Performierens. Sie schließt sämtliche persönlichen und biographischen Aspekte der Selbstdarstellung aus, um so die grundlegende raum-zeitliche Mechanik der Theatralität hervortreten zu lassen. Zugleich bewahrt sie durch die Beiläufigkeit der Performanzen das Moment der direkten Adressierung, das die Darstellung des Selbst im Alltag charakterisiert." (Jan Verwoert, Afterall 3/2001)
Hilary Lloyd (geb. 1964) lebt und arbeitet in London. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert, unter anderem auf der 50. Venedig Biennale (2003), Gwangju Biennale (2002), Steirischer Herbst (2001) und Tate Triennale, London (2000). Im Jahr 2000 erhielt Hilary Lloyd den renommierten 'Paul Hamlyn Award'.