Telling Histories
Archiv und Drei Fallstudien
mit Beiträgen von Mabe Bethonico und Liam Gillick
11. Oktober – 23. November 2003


180 Jahre Kunstverein München, davon 50 Jahre im Galeriegebäude am Hofgarten: Gleich zwei Ereignisse, die mit Telling Histories gefeiert wurden. Der Kunstverein versuchte mit dieser Ausstellung sowohl einen Blick auf seine neuere Geschichte zu werfen, als auch seine eigene Praxis als Kunstinstitution zu befragen. Gestützt auf die Neuorganisation und Erweiterung des hauseigenen Archivs, nahm das Projekt drei Ausstellungen der jüngeren Vergangenheit in den Blick: Poesie muss von allen gemacht werden! Verändert die Welt! (1970), Dove sta memoria von Gerhard Merz (1986) und Eine Gesellschaft des Geschmacks von Andrea Fraser (1993). Die Bedeutung dieser drei Ausstellungen lag nicht alleine in dem starken Widerhall, den sie in ihrer Zeit fanden; weit darüber hinaus boten sie sich als exemplarische Fallstudien an, anhand derer die je sehr unterschiedlichen Diskussionen über die Rolle Kultureller Institutionen verständlich gemacht werden konnten.

Die Künstlerin Mabe Bethonico hatte sich für Telling Histories auf eine Expedition durch das Archiv begeben. Aus einer mehr künstlerischen denn historiographischen Perspektive hatte sie das vorgefundene Material geordnet, ausgewählt und in einer Datenbank aufbereitet, um so einen Teil des Archivs öffentlich zugänglich zu machen. Liam Gillick hatte hierfür eine individuelle räumliche Situation geschaffen, die auch die Bühne für drei Talkshows bildete: Als öffentliche Podiumsdiskussionen führten sie Gäste zusammen, die auf verschiedenste Weise an den drei Schlüsselausstellungen beteiligt waren. Dabei war das Ziel nicht die Rekonstruktion des Vergangenen, sondern die Reaktivierung des Diskurses in einem aktuellen Kontext. Einen Blick in die Zukunft kuratorischer Praxis versprach auch das Symposium Curating With Light Luggage, das Teil des Projekts war.