Glenn Ligon
Portraits and not Portraits
MALCOLM X
15. August – 7. Oktober 2001
Vom 15. August - 7. Oktober zeigt der Kunstverein München die erste umfassende Einzelausstellung des US-amerikanischen Künstlers Glenn Ligon in Europa. Glenn Ligon (geb. 1960 in New York, lebt in New York) fokussiert in seinen Arbeiten Fragen der Identität und deren Konstruktion über Darstellungen und kulturelle Prägungen, sowie der Verknüpfung von Kategorien wie Rasse, Klasse und Geschlecht. Ausgangspunkt und Experimentierfeld ist dabei seine eigene Identität als schwarzer Künstler in den USA. Provokativ konfrontiert Ligon sein Selbstbild mit kulturellen Stereotypen, z.B. in der Aneignung von Ikonen der US-amerikanischen Kunst wie Jasper Johns' Zeichen-Bildern oder Robert Mapplethorpes Aktfotos schwarzer Männer. Mit präzisen ästhetischen Referenzen und technisch raffinierten Oberflächen umkreist Ligon das Thema „Blackness“ in ganz unterschiedlichen Genres, Techniken und Stilen, von Malerei, Zeichnung und Grafik bis zu Photographie, Objekten und Installationen. Für jede Arbeit untersucht er die historische Funktion der Medien, die er benutzt, und eignet sich deren Möglichkeiten neu an.
Die Ausstellung verfolgt sowohl eine chronologische als auch eine thematische Achse, an deren Anfang das Bild Untitled (I Am a Man) von 1988 steht, das den Bruch Ligons mit einer Praxis der abstrakten Malerei markiert. Seit 1990 entstehen dann, mittels industrieller Buchstabenschablonen und Kohlegranulat, Textbilder auf monochromem Grund. Ligon verwendet hier Passagen aus Werken bekannter Autoren - wie Zora Neale Hurston, Ralph Ellison, Jean Genet, Richard Dyer -, die um Identitätsfragen kreisen. In einer neueren Bildserie, Untitled (Stranger in the Village), 1999/2000, überträgt Ligon Textstellen des gleichnamigen Essays des schwarzen, homosexuellen Autors James Baldwin, in dem dieser von seinen Erfahrungen berichtet, als Afrikaner-Amerikaner im Ausland zu leben, als einzige schwarze Person in einem fremden Kontext. In seiner Ausstellung im Kunstverein wird Ligon ein solches Textbild zum ersten Mal als Wandmalerei realisieren. In zwei weiteren »Porträtserien« - den Runaways und den Narratives - hat Ligon Typographie, Gestaltung und Genres z.B. der im 19. Jahrhundert gebräuchlichen Steckbriefe zur Suche nach entflohenen Sklaven und von Buchumschlägen der Abolitionisten aufgearbeitet und in ein Verwirrspiel zwischen fiktionalen Dokumenten und historischen Beweisen gebracht.
Für die Reihe des Kunstvereins München mit Projekten im öffentlichen Raum wird Ligon eine neue Arbeit vor Ort entwickeln. Diese Reihe entsteht Dank der finanziellen Unterstützung der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München. Ausstellung und Publikation werden gefördert von der Hypo-Kulturstiftung.
Glenn Ligon ist nach Rodney Graham der zweite Gast des München-Stipendiums, das 2000 von Kunstverein München, Swiss Re Germany AG und DAAD Berliner Künstlerprogramm eingerichtet wurde.
Filmvorführung: Mittwoch, 26. September, 20 Uhr - Muhammad AH The Greatest von William Klein (F 1974, s/w und Farbe, 120 min)
Finissage: Samstag, 7. Oktober, 18 Uhr - Vorstellung von Glenn Ligons Projekt für den öffentlichen Raum und Präsentation der Edition.
Installationsansichten: Glenn Ligon, Portraits and not Portraits, Kunstverein München, 2001. Courtesy Kunstverein München e.V., Fotos: Wilfried Petzi.