Claude Cahun
Selbstdarstellungen
Juli – 28. September 1997
Der Kunstverein München zeigt die Ausstellung mit fotografischen Arbeiten von Claude Cahun in der Neuen Pinakothek, München.
Von der französischen Künstlerin Claude Cahun (geb. 1894 als Lucy Schwob in Nantes in einer intelektuellen, jüdischen Großbürgerfamilie, gest. 1954) waren bislang im deutschsprachigen Raum nur sehr wenige Arbeiten zu sehen. 1916 änderte sie im Alter von 22 Jahren ihren Namen: aus Lucy Schwob wurde Claude Cahun. Diese Namensänderung hin zu einer sexuellen Doppeldeutigkeit spiegelt einen wesentlichen Part ihrer künstlerischen Auseinandersetzung: ihr Interesse an (Grenz-)Übergängen, der Verweigerung gegenüber jeglichen Zuschreibungen und Festlegungen. Cahun lebt ein Künstlerleben, das wohl zu den exzentrischsten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Sie war Dichterin, Schauspielerin, Fotografin, Übersetzerin, Essayistin und revolutionäre Aktivistin. Ihre fotografischen Arbeiten, überwiegend Selbstporträts, anzusiedeln in der Pariser Dada und Surrealistenszene, zeigen ihre lebenslange Metamorphose, ihr Oszilieren zwischen den verschiedenen Gestalten ihrer Selbstinszenierungen. Sie zeigen eine sonderbare Überführung klassischer Bildmotive mit symbolistischem Charakter (wie Ophelia oder Magdalena) in sehr moderne Darstellungen, die sich über festgelegte Identitäten wie Frau oder Mann hinwegsetzen. Seit Anfang der Neunziger Jahre wird die Arbeit Claude Cahuns im Rahmen der Diskussion um Sexualität und Geschlechterdifferenz wieder neu diskutiert.