Christopher Williams
For Example: Die Welt ist schön (First Draft)
September – 21. November 1993
Der aus Los Angeles stammende Künstler Christopher Williams (geb. 1956) hat in seinem dreimonatigen Aufenthalt in München speziell für den Kunstverein diese Ausstellung erarbeitet.
Christopher Williams Kunst ist auf halbem Weg zwischen konzeptuellen Ansätzen und dem fotografischen Herstellen von Bildern anzusetzen. Die Fotos, die in seinen Ausstellungen gezeigt werden, sind nicht von ihm selbst gemacht, sondern entstehen in Zusammenarbeit mit professionellen Fotografen aus den verschiedenen Bereichen.
Die Ausstellung mit dem Titel For example: Die Welt ist schön (First draft) im Kunstverein bezieht sich auf die in der Fotogeschichte legendäre Publikation ‚Die Welt ist schön‘ von Renger-Patsch, die 1928 in München veröffentlicht wurde. Dieses Buch bezeichnet einen der Höhepunkte modernistischer Fotografie, durch die die moderne Technik, ethnografische Perspektiven, sowie Strukturen der modernen Alltagswelt glorifiziert wurden. Williams zeigt uns aber nun nicht mehr einfach eine schöne Welt, sondern reflektiert die heutigen Möglichkeiten, eine solche Aussage zu treffen.
Neben den Modeaufnahmen, die in Japan gemacht wurden, und die die Modelle meist in unaufmerksamen Momenten abbilden, wird Williams eine Bildserie von dem Staudamm ‚Grand Dixence‘ in der Schweiz zeigen, den Jean-Luc Godard 1953 vor der Fertigstellung des Damms dokumentiert hat. Dazu kommen noch Aufnahmen von den Details einer Glastür, die zwischen dem Treppensaal und dem großen Ausstellungsraum installiert werden soll. Die Türelemente wurden wie ethnografische Objekte behandelt und mit dem wissenschaftlichen Blick der Fotografin des Völkerkundemuseums abgelichtet.
Die Auswahl der Motive verweist auf die Kategorisierung von Renger-Patsch; die Problematik des Verhältnisses zwischen Natur und Technik, zwischen der Schönheit der Objekte und der Obszönität des fotografischen Blicks bleibt aber stets erhalten.
Eine solche Ambivalenz kennzeichnet auch den konzeptuellen ‚Stil‘ des Künstlers. In den Katalogen und Ausstellungsgestaltungen benutzt Williams gerne traditionelle Formen oder Schemata, um sie sodann subtil zu verändern. Neue Wahrnehmungen, historische Sinnzusammenhänge und Bezüge zu anderer zeitgenössischer Kunst ergeben einen komplexen künstlerischen Ansatz von besonderer Aktualität.
Installationsansichten: Christopher Williams For Example: Die Welt ist schön (First Draft), Kunstverein München, 1993. Courtesy Kunstverein München e.V.