Informelles Treffen junger europäischer Künstler

August - 30. August 1972

Das Informelle Treffen junger europäischer Künstler im Kunstverein München gehörte zu den offiziellen Rahmenveranstaltungen der Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfanden. Die aus zehn Ländern eingeladenen Künstler hatten vom Olympischen Komitee den Auftrag, sich mit den „Möglichkeiten von Kunst und Sport in der Zukunft“ zu beschäftigen.

Einer der Künstler, Oskar Neumann, beschreibt in einem Interview mit der sozialistischen Zeitung „Unsere Zeit“ im September 1972 die Gruppenausstellung wie folgt: „Der Raum […] zeigte an der Stirnseite die Landkarte von München und Umgebung, auf der gleichermaßen die olympischen Sportstätten wie die Rüstungsanlagen und CIA-Hetzsender zu sehen waren. Im gleichen Raum hing ein Bild des Westberliner Malers Jürgen Waller „Reitet für Deutschland“, das oben in der Sonne Neckermann und seine Clique zeigt und unten die Sportler und Künstler, die für „die da oben“ nur eine tragende Funktion haben. Und schließlich erinnert der Raum, zum Beispiel durch die Vietnam-„Stationen“ von Carlo Schellemann daran, daß der Völkermord in Indochina auch während der Olympischen Spiele fortgesetzt wird.“

Journalisten besuchten das Künstlertreffen auch und nahmen ebenfalls an den Diskussionen teil. Das zentrale Thema war stets die gesellschaftliche Rolle von Sport und Kunst, die „nicht von sich aus die Welt verändern, sondern nur zur Erkenntnis über eine Veränderung beitragen können“. Außerdem wurden Entwürfe für „permanente Spielstraßen“ und deren Umsetzung, sowie überhaupt Alternativen zu den Olympischen Spielen erarbeitet. Dazu wiesen die Ideen des Zukunftsforschers Robert Jungk die generelle Richtung. Neumann formulierte in demselben Interview den Standpunkt so: „Eine Ablenkung der Olympischen Idee wäre falsch. Richtig und notwendig ist die Kritik an dieser Olympiade. Kritik daran, daß sie von den Herrschenden dieses Landes für ihre Zwecke genutzt wird.“