„Kunstbericht aus München.“, in: Deutsches Kunstblatt
'_7. Februar 1856
„Wer des Sonntags in der Morgenstunde, sobald die letzten Klänge der Parademusik verhallt sind, die Arkaden
unseres Hofgartens besucht und von fern das Drängen der schaulustigen Menge am Eingange und auf der Wendeltreppe des Kunstvereins beobachtet, möchte fast von innerer Freude über die rege Theilnahme erfüllt werden, die das große Publikum der bayerischen Residenz den Erzeugnissen der Kunstthätigkeit zuzuwenden scheint. Folgen wir dem Zuge nach und betreten wir die inneren Räume der Ausstellung, so können wir freilich bald wahrnehmen, daß ein Theil der Anwesenden sich mehr aus süßer Gewohnheit eingefunden; ein anderer wohl mehr um gesehen zu werden, als um zu sehen, sich auf- und abbewegt, und nur ein kleiner Rest die ausgestellten Werke mit warmem Interesse ins Auge faßt. Immerhin: es ist doch besser, zu kommen, weil es der gute Ton so vorschreibt, als gar nicht zu kommen; denn die Gelegenheit kann nicht bloß Diebe sondern auch Kunstfreunde machen. […] Wir unseres Theils können aber nicht umhin, zu finden, daß das bezeichnete Ausstellungslokal oft einem Marktplatz gleiche, auf dem einiges Vorzügliche, manches Gute und sehr viel Mittelmäßiges zum Verkaufe feilgeboten wird und seine Käufer auch findet.“