Kosen Ohtsubo & Christian Kōun Alborz Oldham
Flower Planet
1. Februar – 21. April 2025
Eröffnung: Freitag, 31. Januar, 19 Uhr
Kosen Ohtsubo und Christian Kōun Alborz Oldham verbinden eine unkonventionelle Auseinandersetzung mit Ikebana – der Kunst des Blumensteckens – und die Fürsprache für die Praxis des jeweils anderen.
Der Kunstverein München präsentiert mit Flower Planet zwei Künstler im Dialog, die durch ihre Arbeit mit uns alltäglich umgebenden Materialien und dem Herstellen von zerbrechlichen Skulpturen die Erde als lebendige Einheit betrachten und nicht als Territorium, das es zu besitzen gilt. Ihre Arbeiten konfrontieren uns mit Fragen des in und mit der Welt Seins, Prozessen des Zerfalls, flüchtiger Schönheit und der Unmöglichkeit menschlicher Kontrolle. Diesem Verständnis von Ökologie und konzeptueller Kunstpraxis kommt im gegenwärtigen Zustand unserer Umwelt eine drängende Komponente zu.
Der japanische Künstler Kosen Ohtsubo ist einer der bedeutendsten Praktiker und Lehrer der Kunstform Ikebana. Traditionell soll das Ikebana-Arrangement durch kostbare Pflanzen die Natur in den Lebensraum des Menschen bringen und gleichzeitig die kosmische Ordnung darstellen. Ohtsubo erlangte in den 1970er Jahren jedoch gerade durch die Verwendung alltäglicher Materialien wie Gemüse oder Abfall große Bekanntheit. Seine Arbeiten geben der seit Jahrhunderten praktizierten Kunstform Ikebana eine subversive und vollkommen überraschende Form. „Ich möchte die Vorstellung von schönem Ikebana sprengen“, sagt Ohtsubo. So werden Badewannen zu Gefäßen für Körper und Blumen oder ganze Schrottplätze verwandeln sich in ausufernde Arrangements.
Christian Kōun Alborz Oldham beschäftigt sich mit den Beziehungen, die der Produktion und dem Leben der Dinge eingeschrieben sind. Oldham begreift Ikebana und das Arbeiten mit lebendiger Materie als Akte der Verhandlung; eine Verhandlung von Zeit, Raum und menschlichen Beziehungen. Ikebana ist dabei immer auch eine beinahe performative Zurschaustellung der Illusion menschlicher Kontrolle. 2013 fand Oldham in einer Zeitschrift eine Abbildung der Arbeiten von Ohtsubo und kontaktierte ihn. Was folgte waren Ausbildungsjahre bei Ohtsubo in Japan und eine intensive Lehrer-Schüler Beziehung. Parallel zur Ausbildung als Ikebana-Meister begann Oldham mit dem Archivieren von Ohtsubos zahlreichen Fotoarbeiten aus den letzten fünfzig Jahren und mit Vorträgen über die Geschichte und Entwicklung der Praxis. Es folgten Ausstellungen mit Fotografien von Ohtsubos Arbeiten in Seattle, New York und Los Angeles. Diese Vermittlung und das Kümmern um die Sichtbarkeit der Praxis wurde für Oldham selbst zum künstlerischen Medium, um Autorenschaft und Aneignung, (Un-)Lesbarkeit und Akte der Fürsprache zu verhandeln.
[1] Kosen Ohtsubo, リンガジャポニカ / Linga Japonica, Schwertlilie, Erde, verschiedene Arten von Zweigen und Blumen, April, 1991; Foto: Kosen Ohtsubo.
[2] Christian Kōun Alborz Oldham, This is happening because we live today in a time of corruption (as well as among corrupt people) and we have to study as hard as possible to avoid corruption, particularly that of our own time, which takes hold of us before we can avoid it, and also that of the past, because we now know all the vices of art and want to protect ourselves against them. We no longer have the simplicity of the Greeks and Romans or the writers of the 14th and 16th centuries, because we have passed through the time of corruption and have become cunning in our art. We avoid those vices with our cunning and our art, not with nature’s help, as the ancients did, who did not know much about them, but who, because art was in its infancy and still not corrupted, neither avoided nor fell into such vices. They were like children who know no vices, we are like old people who know them but avoid them through judgment and experience., Spargel, Keimlinge, 27. September – 4. November, 2017; Foto: Jueqian Fang.
[3] Kosen Ohtsubo, Play with Funnels, Goldene Maiglöckchen, Kuheuterpflanze, Kunststofftrichter, ca. 1990s, Foto: Ryusei Fotografie Department.
[4] Kosen Ohtsubo, 皆のっかってグッチャグチャ / Step on it, Frühlingszwiebel, Stahl, Mai, 1973, in: Ikebana Ryusei Magazin, Juli, 1973; Foto: Ryusei Fotografie Department.
[5] Christian Kōun Alborz Oldham, Untitled, Kabelbinder, Metallkäfig, Kunststoffschale, Strelitzien, Mai, 2012; Foto: Christian Alborz Oldham.
[6] Kosen Ohtsubo, しなやかな木 / Supple Trees, Stuhl, Chinesischer Sonnenschirmbaum, Dezember, 1979, in: Ikebana Ryusei Magazin, Februar, 1980; Foto: Ryusei Fotografie Department.
Das Projekt wird gefördert durch die Karin und Uwe Hollweg Stiftung.