Iris Touliatou
Shifts
19. September – 23. November 2025
Eröffnung: Donnerstag, 18. September, 19–22 Uhr
Iris Touliatou entwickelt ihre Arbeiten in Bezug auf die räumlichen, administrativen und sprachlichen Infrastrukturen und Prozesse, die dem Ausstellungsort eingeschrieben sind. Ihre Einzelausstellung Shifts, die bislang umfangreichste der Künstlerin in Deutschland, ist als Konstellation von Szenen konzipiert, die die Institution sowohl als Hintergrund wie auch als Material begreifen. Auf diese Weise verankert sich die Ausstellung in den Rhythmen und Abläufen des Kunstvereins und erweitert diese zugleich. Ihre als Protokolle konzipierten Arbeiten enthüllen die verborgenen Mechanismen, die Institutionen und ihre Akteur*innen bestimmen, und gehen zugleich über das Prozessuale hinaus, um über Affekt, Arbeit und Sprache zu reflektieren.
Im Zentrum von Touliatous Praxis stehen materielle wie immaterielle Interventionen, die mit dem Selbstverständnis des Kunstverein München korrespondieren, seine eigene Funktion und Geschichte immer wieder neu zu befragen. Für Shifts bezieht sich Touliatou auf den Begriff der „object/scenes“ von Lauren Berlant. In diesem Sinne machen ihre Arbeiten den Kunstverein zugleich zum Gegenstand und zum Gastgeber, und seine Akteur*innen zugleich zu Subjekten und zu Gastgeber*innen. Sie befragen die Handlungsmöglichkeiten der Künstlerin und die verflochtenen Infrastrukturen – etwa das benachbarte Deutsche Theatermuseum, Verhandlungen mit dem Vermieter (der Bayerischen Schlösserverwaltung), die Öffentlichkeiten der Institution sowie ihre Bedingungen von Sichtbarkeit, sozialen Beziehungen, Produktion und Finanzierung. Von innen heraus agierend und nach außen gerichtet, nimmt Touliatou infrastrukturelles Denken als Ausgangspunkt, um zu untersuchen, wie Arbeit, Klasse und Zivilgesellschaft sichtbar werden, zirkulieren oder zurückgehalten werden.
Touliatous Ausstellung entsteht in einem Moment des institutionellen Wandels. Mit einem unmittelbar bevorstehenden Wechsel in der Direktion und der Vorbereitung des abschließenden Programms des aktuellen kuratorischen Teams markiert die Ausstellung Shifts ein Terrain sich verändernder zivilgesellschaftlicher und struktureller Prozesse. In diesem Zusammenhang wird der Kunstverein München nicht nur durch das bestimmt, was gezeigt wird, sondern vor allem durch die Bedingungen seiner Ermöglichung: durch die Politiken von Zeit, Ressourcen und Aufmerksamkeit. Die Institution erscheint dabei nicht als neutraler Container, sondern als Akteurin in der Herausbildung von Subjekt(ivität)en, Öffentlichkeiten und möglichen Zukünften.
Abbildung: Ansicht des Büros des Kunstverein München. Ausschnitt aus der Korrespondenz zwischen Iris Touliatou und Gloria Hasnay, 18. März 2024, 18:01 Uhr.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Stiftung Stark für Gegenwartskunst sowie vom ARTWORKS Grant Programs, welches von der Stavros Niarchos Foundation (SNF) und weiteren privaten Spender:innen gefördert wird.