Mai 2025

Simon Lässig
Vera Lutz
Romeo’s eyes
10. Mai – 17. August 2025 / May 10 – August 17, 2025
Eröffnung: Freitag, 9. Mai, 19 Uhr /
Opening: Friday, May 9, 7pm
DE
Mit Romeo’s eyes präsentiert der Kunstverein München die erste institutionelle Ausstellung von Simon Lässig und Vera Lutz. Diese bringt neu konzipierte filmische, fotografische und installative Arbeiten der Künstler*innen zusammen, die sich mit Prozessen des Sehens und Zeigens auseinandersetzen. Die Ausstellung fungiert auch als Präsentationsrahmen der langjährigen dialogischen Arbeitsweise der beiden, die 2015 in München ihren Anfang genommen hat.
Die Praktiken der Künstler*innen vereint ihre Auseinandersetzung mit verschiedenen Modalitäten von Sprache und Raum sowie mit der Frage, wie sich das Selbst konstruiert. Lutz nimmt häufig die physischen Eigenschaften des jeweiligen Ausstellungsraums zum Ausgangspunkt. Die sie umgebenden Elementen dienen nicht nur als Bezugspunkt für ihre Arbeiten, sondern werden zugleich imitiert, konterkariert oder gezielt verändert. In diesem Spannungsfeld reflektieren Lutz’ neu entwickelte Werke – eine immersive Videoinstallation und eine raumgreifende Skulptur – Repräsentationssysteme und fokussieren dabei das Verhältnis zwischen dem materiellen Körper einer Arbeit und dem relationalen Rahmen, der sie strukturiert. Auf diese Weise untersucht die Künstlerin Dispositive des Zeigens und der Verhüllung, der Rahmung und Subjektivität. Lässig hingegen beschäftigt sich mit mimetischen Prozessen und konditionierten Formen des Sehens – insbesondere, wie sie in der frühkindlichen Entwicklung entstehen sowie methodisch im Medium Film verankert sind. Vor diesem Hintergrund werden seine neuen fotografischen Abzüge und Tischskulpturen zu einem Mittel, den Raum zwischen Nachahmung und Konstruktion zu betrachten und so das bereits Vorhandene sichtbar zu machen. Die Arbeiten beider Künstler*innen entfalten sich durch Methoden der Sequenzierung (von Räumen, von Bildern, von Blicken) sowie durch Akte der Wiederholung oder Neu-Rahmung etablierter formaler und narrativer Strategien. Was daraus hervorgeht, ist keine Lösung, sondern eine fortwährende Untersuchung: eine geteilte Aufmerksamkeit für die Prozesse des Sehens und für die stillen Mechanismen von Form, Erinnerung und Bedeutung.
Romeo’s eyes erweitert sich um andere Register, die von Lässig und Lutz als gleichwertig zu den für die Ausstellung entwickelten Arbeiten verstanden werden. In diesem Zusammenhang haben sie die Autorin Alexandra Symons-Sutcliffe eingeladen, einen Text für die begleitende Broschüre zu verfassen, der eine literarische Annäherung an einige der zentralen Fragestellungen in Lässig und Lutz’ Arbeiten darstellt. Außerdem haben die beiden ein Veranstaltungsprogramm konzipiert, das einen Vortrag der Lyrikerin, Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin Jennifer Scappettone sowie ein Screening des Films Lunch Break der Künstlerin Sharon Lockhart umfasst.
EN
Simon Lässig and Vera Lutz’s first institutional exhibition, Romeo’s eyes, at Kunstverein München brings together newly developed filmic, photographic, and installative works that explore the processes of seeing and showing. This is an exhibition of two artists working alongside, and in response to, one another. In this sense, the duo show also serves as a framework for their ongoing dialogical practice, which began ten years ago in Munich.
The artists’ practices are conjoined through an engagement with different modalities of language and space, and through a shared inquiry into the construction of the self. Lutz’s works often take the physical characteristics of the exhibition space as a starting point. They are informed by their surrounding elements, while at the same time mimicking, exaggerating, or altering them in response. Her newly conceived works—an immersive video installation and an expansive sculpture—reflect on self-referentiality and processes of perception, emphasizing the connection between the material body of a work and the relational framework that structures it. In this way, the artist examines dispositifs of display and concealment, framing and subjectivity. In his practice, Lässig, by contrast, negotiates mimetic processes and conditioned forms of seeing, particularly as they emerge in early childhood and are methodologically embedded within the medium of film. Against this backdrop, his new photographic prints and table sculptures become a means of looking at the space that opens up between imitation and construction, making visible what is already there. Both artists’ works unfold through methods of sequencing (of rooms, of images, of the gaze) as well as through gestures of recourse to previously established formal and narrative strategies. What emerges is not a resolution, but a sustained inquiry: a shared attentiveness to the processes of seeing and to the quiet operations of form, memory, and meaning.
Romeo’s eyes also expands into other registers, which Lässig and Lutz consider as equal to the works developed for the exhibition. In this context, the artists have invited writer Alexandra Symons-Sutcliffe to contribute a text to the accompanying brochure as literary response to some of the concerns occupying the artists’ works. Furthermore, a program of events was conceived by them, including a lecture by poet, translator, and literary scholar Jennifer Scappettone, as well as a screening of the film Lunch Break by artist Sharon Lockhart.

Schaufenster am Hofgarten & online
Birgit Jürgenssen
l’après midi
10. Mai - 6. Juli 2025 / May 10 - July 6, 2025
DE
Die Onsite- und Online-Reihe Schaufenster wird mit Birgit Jürgenssens Videoarbeit l’après midi aus dem Jahr 2001 fortgesetzt. Zu sehen sind Aufnahmen einer sich um sich selbst drehenden Kamera, welche die privaten Räume der Künstlerin zeigen, in denen sie sich gemeinsam mit ihrer Katze befindet. Jedes Mal, wenn der Blick der Kamera an ihnen vorbeizieht, kehrt die Wiedergabe zu normaler Geschwindigkeit zurück und zeigt Jürgenssen in einer anderen lockeren Haltung, mit einer andersfarbigen Perücke posierend. Die Videoarbeit entwickelt sich so zu einer intimen Choreografie zwischen Darstellung und Dekonstruktion des (künstlerischen) Selbst.
Bis 4. Mai ist noch Matt Wolfs Film I Remember: A Film About Joe Brainard zu sehen – eine eigenwillige Biografie des Künstlers und Autors Joe Brainard, die zugleich einen elliptischen Dialog über Freundschaft, Nostalgie und die Sonderbarkeit von Erinnerung entwirft.
EN
The onsite and online series Schaufenster continues with Birgit Jürgenssen’s video work l’après midi from 2001. In the work, a camera circles around itself recording the artist’s private space, with herself and her cat in it. Each time the camera’s lens glides past them, the shot resumes a normal speed and captures Jürgenssen performing a different leisure pose, wearing a different colored wig. The video unfolds as an intimate choreography midway between the depiction and the deconstruction of the (artist’s) self.
Through May 4, Matt Wolf’s film I Remember: A Film About Joe Brainard is still on view—an inventive biography of the late artist and author Joe Brainard, and an elliptical dialog about friendship, nostalgia, and the strange wonders of memory.