August 2023
<br>... CIVIL SOCIETY
Gespräch mit / Conversation with A. Dirk Moses
Dienstag, 1. August, 19 Uhr / Tuesday, August 1, 7pm
DE
Nach dem Holocaust begann in der Bundesrepublik die mühsame Suche nach einer kollektiven Identität, bei der die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis eine wesentliche Rolle spielt. Die Deutschen, so der Historiker und Genozidforscher A. Dirk Moses, konnten nach 1945 entweder versuchen, sich und andere davon zu überzeugen, dass sie eine neue Kollektivität geschaffen hatten, klar abgetrennt von einer unerträglichen Vergangenheit. Oder, so die zweite Möglichkeit, sie verteidigten ihre bisherige Identität, indem sie sich bemühten, die Vergangenheit durch vielfältige Strategien der Verdrängung erträglich zu machen. Was passiert jedoch, wenn diese nationalgeschichtlich ausgerichteten Identifikationsangebote auf Erfahrungen und Perspektiven treffen, die von anderen Verbrechen als denen der Nazis geformt sind? Und wie wirken sich jene unterbewussten Dynamiken auf heutige Debatten zu deutscher Erinnerung aus?
Im Gespräch mit A. Dirk Moses blicken wir auf Momente in der Geschichte des Kunstverein München, in denen sich die konflikthafte Suche nach einem deutschen Gruppenbewusstsein artikuliert, um dadurch die Diskurse der Gegenwart besser zu verstehen.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.
EN
After the Holocaust, a tortous search for a new collective identity in the Federal Republic of Germany took place, in which the memory of the Nazi crimes played a central role. According to the historian and genocide researcher A. Dirk Moses, Germans could either try to convince themselves and others that they had invented (or were inventing) a new collectivity, divorced from an unbearable past. Or they could defend the viability of their collective identity by making the national past bearable through various displacement strategies. What happens, however, when these national modes of identification are confronted with experiences and perspectives shaped by a history other than the Nazi past? And how do those subconscious dynamics affect today’s debates about German memory?
In conversation with A. Dirk Moses, we look at moments in the history of the Kunstverein in which the conflictual search for a German national consciousness becomes evident in order to better understand current discourses around German memory.
... A SUMMER SCHOOL
mit / with manuel arturo abreu, Niloufar Emamifar, Sami Khatib, Shola von Reinhold & Alan Ruiz
8.–11. August 2023 / August 8–11, 2023
DE
Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Kunstverein München in diesem Jahr findet die dritte Ausgaben einer Summer School unter dem Titel The Stories We Tell Ourselves statt. Das Format, das 2021 begann, widmet sich kollektiver Wissensproduktion. Die Teilnehmer*innen sind eingeladen, gemeinsam mit Gastdozent*innen und dem kuratorischen Team an vier Themenschwerpunkten im Kontext des Archivs der Institution zu arbeiten: Architektur, Institutionsgeschichte(n), Publizieren sowie Stadt und Archiv.
Tagsüber fokussieren sich die vier Arbeitsgruppen auf gemeinsame Lernprozesse, die neben fiktiven Neuformulierungen der Institution auch Feldforschung im Kontext der Stadt beinhalten. An den Abenden des 9. und 10. August werden in (halb-)öffentlichen Formaten wie Vorträgen, Gesprächsrunden oder Screenings weitere Ansätze und Fragen präsentiert und diskutiert.
EN
On the occasion of Kunstverein München’s bicentenary in 2023, the institution hosts the third iteration of a Summer School entitled The Stories We Tell Ourselves. The format, which began in 2021, explores alternative forms of collective knowledge production. Participants are invited to work together with guest lecturers and the curatorial team on four topics—Architecture, City and Archive, Institutional Histories, and Publishing—within the context of the institution’s archive.
During the day, the four groups engage with communal learning processes that include speculative re-formulations of the institution as well as field research in the social and cultural context of Munich. On the evenings of August 9 and 10, further approaches and questions are presented by each group and discussed in (semi-)public formats such as lectures, discussion rounds, and screenings.