Archivnewsletter No. 11
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Der vorliegende Archivnewsletter richtet den Blick auf eine Veranstaltungsreihe, die unter dem Titel faschismusersatz 1993 im Kunstverein München stattfand. Drei Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung setzte sich faschismusersatz innerhalb einer spezifischen Diskurslandschaft mit dem Umgang mit der Vergangenheit auseinander. Um diesen Kontext und sein Nachwirken in der Gegenwart soll es im Folgenden gehen.
WHAT'S LEFT?
Die 90er Jahre, vor allem deren erste Hälfte, stehen oft paradigmatisch für eine Tendenz im deutschsprachigen Kunstfeld, die – nicht selten von den Akteur*innen selbst – als dessen „Politisierung“ bezeichnet wird. Gemeint ist damit die Annäherung der Kunst an das Praxisfeld der politischen Bewegung und ein aufkommender Anspruch vieler Künstler*innen, sich innerhalb und außerhalb des eigenen Milieus politisch zu positionieren. Diese Entwicklung fand auch am Kunstverein München statt und brachte unterschiedliche Diskurse, Methoden und Formensprachen hervor, dessen historischer Kontext als eine Zeit der Weichenstellung bezeichnet werden kann: Bestimmte ästhetische Strategien und ein neues Verständnis von Institutionskritik etablierten sich ebenso wie die Machtpositionen neuer Institutionen und Einzelpersonen, die bis heute das Gefüge des deutschsprachigen Kunstfeldes bestimmen (man denke zum Beispiel an die Berliner Kunstwerke, heute KW Institute for Contemporary Art, gegründet 1991, oder die Zeitschrift Texte zur Kunst, gegründet 1990). Im Folgenden soll es darum gehen, damals geführte Diskurse in Hinblick auf ihre Resonanz in unserer Gegenwart nachzuzeichnen.
Das Film- und Veranstaltungsprogramm faschismusersatz, von dem dieser Newsletter handelt, fand 1993, also drei Jahre nach der sogenannten deutschen Wiedervereinigung, unter anderem im Kunstverein München statt. Archiviert ist davon lediglich der Scan eines 18-seitigen Heftes mit dem Untertitel texte, filme, diskussionen zu faschismus, widerstand und postdemokratischen kontrollsystemen, der den Gegenstand meiner Untersuchungen darstellt. faschismusersatz, so berichten die Initiator*innen Stephan Gregory, Ingrid Scherf, Helmut Draxler und Katja Diefenbach 2020 in einem Interview mit Laura Ziegler, entstand als Reaktion auf die rechtsextremen Pogrome in Hoyerswerda (1991), Rostock-Lichtenhagen (1992) und anderen Städten in der gerade wiedervereinten Bundesrepublik: „Es war ein Versuch, die Faschismustheorie zu aktualisieren“ und „auf diese Vorfälle zu reagieren – und vielleicht auch anders zu reagieren, als man das bisher tat“.
Mit beeindruckend selbstverständlicher Interdisziplinarität suchte das Projekt „fünfzig Jahre nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus“ nach den „übriggebliebenen Bruchstücke[n] faschistoider Politik in veränderten Formen“[1]. So finden sich in der 18-seitigen Textsammlung neben Textpassagen von Slavoj Zizek, Theodor Adorno und Max Horkheimer zu Antisemitismus auch ein Auszug aus Mike Davis‘ City of Quartz (1990), in dem der Soziologe über die architektonischen Marginalisierungen und Kontrollmechanismen benachteiligter Klassen im gegenwärtigen Stadtraum von Los Angeles schreibt. Den thematischen Übergang dazu stellt eine Passage aus Peter Reichels Der schöne Schein des dritten Reiches: Faszination und Gewalt des Faschismus (1991) zur NS-Architektur dar. Während im vorderen Teil der jüdische Widerstand gegen den Nationalsozialismus das zentrale Thema ist, widmen sich die Autor*innen auf den hinteren Seiten des Heftes unterschiedlichen Erklärungsversuchen des Phänomens Faschismus: Seine Verbindungen zu Spießertum und bürgerlicher Normalität werden untersucht, die eigenen Strategien der antifaschistischen Arbeit reflektiert und die „allgegenwärtige und unausweichliche“ Medienausgesetztheit im Fernsehzeitalter als „postfaschistische Wunschkontrolle“[2] konzeptualisiert. Auf der letzten Seite ist das Programm abgedruckt, das sich über vier Monate erstreckte und sich aus Filmvorstellungen, Lesungen und Diskussionen im Kunstverein, im Backstage Club und im Neuen Theater München zusammensetzte.
Diese Methode der Wissensproduktion, das Herstellen unerwarteter Konstellationen unter Anwendung der Sample-Technik, verbindet faschismusersatz mit einer Reihe anderer Projekte aus der Zeit. Sie kam dort zum Einsatz, wo mit künstlerischen Mitteln Diskurs produziert wurde und ist typisch für ebenjene Politisierung des Kunstfeldes der frühen 90er Jahre. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Veranstaltungen, Ausstellungen und Publikationen an der Züricher Shedhalle oder die Zeitschrift A.N.Y.P., deren Anfänge eng mit dem Kunstverein München verknüpft sind und auf dessen Seiten nicht nur über Kunst, sondern in gleichem Maße über Geld, Gentechnologie und Sexismus diskutiert wurde. Auch das instrumentelle Verhältnis zwischen Projekt und Institution ist beispielhaft für den historischen Kontext. So tritt der Kunstverein hier nicht als Projektverantwortlicher hervor, sondern ist lediglich eine von mehreren Räumlichkeiten, in denen faschismusersatz stattfand. Die Organisator*innen nutzen die Öffentlichkeit und Infrastruktur des Kunstvereins für ihre Zwecke, ohne als offizieller Teil des Hauptprogramm von der Institution vereinnahmt zu werden – eine Beziehung, die die Kunstwissenschaftlerin Lucie Kolb mit den Worten von Fred Moten und Stefano Harney als „in ihr, aber nicht von ihr“ beschreibt.
In der Einleitung des faschismusersatz-Heftes positionieren sich die Initiator*innen innerhalb eines erinnerungspolitischen Diskurses, der vor dem Hintergrund der beunruhigenden Zunahme neonazistischer Aktivitäten in deutschen Städten, einem von den Autor*innen wahrgenommenen neuen gesamtdeutschen Nationalbewusstsein sowie dem Nachleben diverser Schlussstrichdebatten der 80er Jahre verhandelt wird. In diesem „Kampf um Begriffe und um Erinnerung“ [3] setzt sich die Position von faschismusersatz aus drei Koordinaten zusammen: Der Beschreibung und Ablehnung einer deutschen Identität, die aufgrund ihrer militärischen Macht sowie ihrer „Sehnsucht nach einem neuen nationalen Konsens, nach Sauberkeit, Ordnung und Schweigen“ [4] als Gefahr wahrgenommen wird, die Fokussierung auf faschistische Kontinuitäten in Deutschland nach 1945 und die Betonung der Einzigartigkeit des Holocaust.
Auf die damit einhergehende Unvergleichbarkeit des nationalsozialistischen Genozids wird in dem kurzen Einleitungstext gleich an zwei Stellen eingegangen – eine Vehemenz, die der Historiker und Genozidforscher A. Dirk Moses als einen von fünf Punkten des „Katechismus der Deutschen“ beschreibt. Dieser, so Moses, setzte sich spätestens um die Jahrtausendwende als hegemoniale moralische Legitimierung der Bundesrepublik durch, als eine ganze Generation in Deutschland ihn als identitätsstiftendes Selbstverständnis verinnerlichte. [5] Nur durch ihn können – so die kirchliche Logik des Katechismus-Begriffs – die Deutschen Erlösung von der sündigen Vergangenheit erfahren. Deshalb ist der Holocaust in diesem Kontext ein „heiliges Trauma, das um keinen Preis durch andere Ereignisse – etwa durch nichtjüdische Opfer oder andere Völkermorde – kontaminiert werden darf, da dies seine sakrale Erlösungsfunktion beeinträchtigen würde.“ Er löste einen alten Katechismus ab, der vom konservativen Lager kommend den Holocaust als historisches Unglück deutete, dessen Verantwortung lediglich bei einer „kleine[n] Gruppe ideologischer Fanatiker“ zu suchen sei.
Moses‘ gesellschaftsstrukturelle Analyse bietet so Erklärungen für die energische Ablehnung der globalgeschichtlichen Forschungsansätze von Autor*innen wie Michael Rothberg oder Jürgen Zimmerer, die sich für ein multidirektionales Erinnern einsetzen und mit vergleichenden Perspektiven die kolonial-diskursiven Kontinuitäten des nationalsozialistischen Genozids ebenso wie seine singulären Elemente herausarbeiten. Den einzigen Hinweis auf ein multidirektionales Erinnerungsverständnis gibt im Veranstaltungsprogramm die Lesung des Autors Darius James aus seinem Buch Negrophobia (1992), das sich mit US-amerikanischem anti-schwarzem Rassismus auseinandersetzt. Im Innenteil des Heftes findet dieser Aspekt jedoch keine Erwähnung.
Der Aushandlungsprozess zwischen den zwei Katechismen artikuliert sich in faschismusersatz als früher Verfechter eines Umgangs mit der Nazi-Vergangenheit, der bis heute den deutschen Erinnerungsdiskurs dominiert. Zur gleichen Zeit, und auch das ist spürbar im faschismusersatz-Heft, begann sich in der radikalen Linken eine Extremform dieser Haltung zu bilden, die es so nur im deutschsprachigen Raum gibt: die sogenannten Antideutschen. Sie sahen in der Wiedervereinigung die Gefahr eines „IV. Reichs“, die in seiner letzten Konsequenz zu imperialistischer Aggression Deutschlands nach Außen und zum Vernichtungskrieg gegen fremde Ethnien im Inneren führe. faschismusersatz ist ein ambivalentes Kind dieses Kontextes: Während die oben charakterisierte Positionierung durchaus vereinbar ist mit einer antideutschen Haltung, distanzieren sich die Autor*innen in der Einleitung explizit von der „These vom Vierten Reich“ und verfolgen eine eher undogmatische Suche nach neuen Erklärungsmustern.
Dennoch, unter dem Slogan „Nie wieder Deutschland“ entwickelte sich in den kommenden Jahren in der radikalen Linken eine zutiefst germanozentrische Identität, die sich neben kompromissloser „Israel-Solidarität“, Islamfeindlichkeit und einem als Ideologiekritik getarnten Anti-Plebejismus vor allem durch einen essenzialisierenden Blick auf „die Deutschen“ und eine verführerische Fetischisierung des Bösen in ihnen auszeichnete. Die vielen Berührungen linksmilitanter und künstlerischer Kontexte in den 90er Jahren führten dazu, dass sich jene antideutschen Erklärungsreflexe bis heute auch in der deutschsprachigen Kunstwelt wiederfinden. So verwundert auch die Positionierung der Zeitschrift Texte zur Kunst mit ihrer Anti-Antisemitismus-Ausgabe von 2021 nicht, die unter dem Vorwand, den Antisemitismus in den eigenen (linken) Reihen zu thematisieren, – in Einklang mit dem entsprechenden sich auf deutsche Staatsraison berufenden Beschluss des deutschen Bundestags – vor allem die Boykott, Divestment and Sanctions Bewegung zu diffamieren (BDS) suchte.
faschismusersatz ist also vieles: Multidirektional in seiner Transdisziplinarität, eindimensional in seinem isolierenden Blick auf den Holocaust; Kontinuitäten nach 1945 zentrierend, Kontinuitäten vor 1933 – solche, die auf Funktionsäquivalenzen zwischen kolonialen und nationalsozialistischen Praktiken weisen – nicht beachtend. In dem Jahr, in dem der Kunstverein München aufgrund seines 200-jährigen Jubiläums seine eigene Geschichte zum Programm macht und einen Großteil seiner Ressourcen darauf verwendet, sich erinnerungskulturell zu positionieren, soll die Auseinandersetzung mit diesem Beispiel vergangener Vergangenheitsumgänge also im besten Fall zu einem Vokabular beitragen, das die eigene historisch-kuratorische Praxis mitsamt ihrer unterbewussten Mechanismen und Konditionierungen reflektierbar – und kritisierbar – macht.
Ein Scan des faschismusersatz-Heftes kann hier heruntergeladen werden
Text: Jonas von Lenthe
Lektorat: Maurin Dietrich, Gloria Hasnay, Lea Vajda
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Fußnoten:
[1] faschismusersatz. film- und veranstaltungsprogramm. texte, filme, diskussionen zu faschismus, widerstand und postdemokratischen kontrollsystemen, München: Selbstverlag, 1993, S. 4.
[2] Ebd., S. 13.
[3] Ebd., S. 3.
[4] Ebd., S. 4.
[5] Weitere Glaubensartikel dieses neuen linksliberalen Katechismus sind, dass die Erinnerung an den Holocaust als Zivilisationsbruch das moralische Fundament der deutschen Nation bildet, dass Deutschland eine besondere Verantwortung für die Juden in Deutschland und die Sicherheit Israels trägt, dass der Antisemitismus ein spezifisch deutsches Phänomen war und nicht mit Rassismus verwechselt werden darf und zuletzt, dass Antizionismus Antisemitismus ist.
[6] faschismusersatz, S. 3.
– English version –
This newsletter looks back at a series of events that took place in 1993 in the Kunstverein München and elsewhere under the title faschismusersatz (ersatz fascism). Three years after the German reunification, faschismusersatz negotiated the terms for dealing with the past in a specific discursive landscape. The following text aims to elaborate this context and its aftermath in our present.
WHAT'S LEFT?
The 1990s, especially the first half of the decade, are often seen as paradigmatic of a tendency in the German-speaking art field that has been described—not infrequently by its actors themselves—as its “politicization.” According to this view, art moved closer to the practical field of political activism and many artists started to feel the need to position themselves politically both in and beyond their field. This trend was also evident at the Kunstverein München and gave rise to various discourses, methods and formal languages whose historical context can be described as a time of setting a new course: certain aesthetic strategies and a new understanding of institutional critique took root, as did the powerful positions of new institutions and individuals that continue to determine the framework of the German-speaking art field to this day (think, for example, of Berlin’s Kunstwerke, now the KW Institute for Contemporary Art, founded in 1991, or the Texte zur Kunst magazine, founded in 1990). Below, we will take a closer look at the discourses of the time and how they still resonate today.
faschismusersatz (ersatz fascism), the film and event program, which this essay is about, took place in 1993—three years after Germany’s so-called “reunification”—at the Kunstverein München and other venues. A scan of an 18-page booklet subtitled “texts, films, discussions on fascism, resistance and post-democratic control systems” is all that has been archived. It is the subject of this investigation. faschismusersatz came about in response to the pogroms by right-wing extremists in Hoyerswerda (1991), Rostock-Lichtenhagen (1992), and other cities of the newly reunited Federal Republic of Germany, as its initiators—Stephan Gregory, Ingrid Scherf, Helmut Draxler, and Katja Diefenbach—explain in a 2020 interview with artist Laura Ziegler: “It was an attempt to update the theory of fascism” and “respond to these incidents, maybe also respond differently than before.”
The project looked for the “remaining fragments of fascistic politics in modified forms … fifty years after the destruction of National Socialism,” adopting a strikingly natural interdisciplinary approach. In addition to quoting passages from Slavoj Zizek, Theodor Adorno, and Max Horkheimer on anti-Semitism, the collection of texts also includes an excerpt from City of Quartz (1990), sociologist Mike Davis’s study on architectural marginalization of, and mechanisms of control over, the lower classes in the contemporary urban space of Los Angeles. The thematic transition to this is provided by a passage from Peter Reichel’s book on Nazi architecture Der schöne Schein des dritten Reiches: Faszination und Gewalt des Faschismus (The Third Reich and its Deceivingly Beautiful Appearance: The Fascination and Violence of Fascism, 1991). While the first part of the booklet focuses on Jewish resistance to Nazism, the latter part has the authors’ attempt to explain the phenomenon of fascism. They examine its connections to philistinism and petite-bourgeois normality, reflect on their own strategies of anti-fascist action, and conceptualize the “ubiquitous and inevitable” media exposure of the television age as “post-fascist desire manipulation.” Printed on the last page is the program, which extended over four months and consisted of film screenings, readings, and discussions at the Kunstverein, the Backstage Club, and the Neues Theater in Munich.
faschismusersatz shared this method of knowledge production—creating unexpected constellations using the sample technique—with several other projects of the period. Employed in instances where discourse was produced through artistic means, it is typical of the very politicization of the art field in the early 1990s. Examples worth mentioning here include the events, exhibitions, and publications produced during that time by the Zurich Shedhalle and the magazine A.N.Y.P., whose beginnings are closely linked to the Kunstverein München and in whose pages one could find discussions not only of art but also of money, genetic engineering, and sexism. The instrumental relationship between project and institution is exemplary of the period as well: rather than appearing as the entity in charge of the project, the Kunstverein is merely one of several venues for faschismusersatz. The organizers used the publicness and infrastructure of the Kunstverein for their own purposes without being co-opted by the institution as an official part of the main program—a relationship described by art historian Lucie Kolb, with a nod to Fred Moten and Stefano Harney, as “in but not of it.”
In their introduction to the faschismusersatz booklet, the initiators position themselves within a memory-political discourse that is being negotiated against the backdrop of an alarming increase in neo-Nazi activities in German cities, a new pan-German national consciousness perceived by the authors, and the aftermath of various Schlussstrichdebatten (debates about drawing a line under the past) of the 1980s. In this “fight for concepts and memory,”[3] the position of faschismusersatz is defined by three coordinates: the description and rejection of a German identity perceived as dangerous on account of its military power and “longing for a new national consensus, for cleanliness, order, and silence,”[4] a focus on fascist continuities in Germany after 1945, and the emphasis on the singularity of the Holocaust.
In the short introductory text, the resulting incomparability of the Nazi genocide is addressed not once but twice—an insistence described by historian and genocide researcher A. Dirk Moses as one of five points of the “German Catechism.” According to Moses, this catechism established itself as the hegemonic moral legitimation of the Federal Republic by the turn of the millennium when an entire generation in Germany internalized it as an identity-forming self-image.[5] As per the ecclesiastical logic of the concept of catechism, it alone allows the Germans to find redemption from the sinful past. To continue the metaphor, this is why the Holocaust is a “a sacred trauma that cannot be contaminated by profane ones—meaning non-Jewish victims and other genocides—that would vitiate its sacrificial function.” It superseded an old catechism with conservative roots that interpreted the Holocaust as a historical calamity perpetrated only by a “small group of ideological fanatics.”
Moses’ socio-structural analysis thus offers an explanation for the emphatic rejection of the global historical research approaches of authors such as Michael Rothberg and Jürgen Zimmerer, who advocate a multidirectional memory and use comparative perspectives to identify both the colonial-discursive continuities of the Nazi genocide and its singular elements. The only thing hinting at a multidirectional understanding of memory in the event program is the reading by author Darius James from Negrophobia (1992), a novel about US-American anti-Black racism. Inside the booklet, however, this aspect goes unmentioned.
In faschismusersatz, the process of negotiation between the two German catechisms takes an early turn towards a way of dealing with the Nazi past that continues to dominate the German memory discourse to this day. At the same time, and noticeable in the faschismusersatz booklet, an extreme form of this attitude unique to the German-speaking countries, that of the so-called Antideutsche (anti-Germans), emerged among the radical left. To them, reunification posed the danger of a “Fourth Reich,” which would ultimately lead to German imperialist aggression abroad and to a war of annihilation against foreign ethnic groups at home. faschismusersatz is an ambivalent child of this context: while the position outlined above is consistent with an anti-German attitude, the authors explicitly distance themselves from the “Fourth Reich” theory in their introduction, instead pursuing a rather undogmatic search for new explanatory models.
Nevertheless, the following years saw the emergence of a deeply Germanocentric identity within the radical left that, with the slogan “Nie wieder Deutschland” (Never Again Germany), espoused uncompromising solidarity with Israel, Islamophobia, and an anti-Plebejism camouflaged as ideology critique and stood out for its essentializing view of “the Germans” and seductive fetishization of the evil in them. The many points of contact between left-wing militants and artistic contexts in the 1990s meant that those anti-German explanatory reflexes can be encountered to this day in the German-speaking art world. Hence, it is not surprising how Texte zur Kunst positioned itself with its 2021 issue on anti-anti-Semitism, which, under the pretext of addressing anti-Semitism in its own (left-wing) ranks—in line with the similar resolution passed by the German Bundestag invoking Germany’s reason of state—primarily sought to discredit the Boycott, Divestment and Sanctions movement (BDS).
In other words, faschismusersatz is many things: multidirectional in its interdisciplinarity, unidimensional in its isolating view of the Holocaust; centering continuities post-1945 and ignoring continuities pre-1933, specifically those pointing to functional equivalences between colonial and Nazi practices. In 2023, when the Kunstverein München marks its 200th anniversary by making its own history part of its program and using much of its resources to position itself memory culture-wise, critical examination of this instance of past dealings with the past is, at best, intended to contribute to a vocabulary allowing for reflection on, and criticism of, its own historical and curatorial practice, including its subconscious mechanisms and conditioning.
A scan of the faschismusersatz booklet can be downloaded here.
Text: Jonas von Lenthe
Editing: Maurin Dietrich, Gloria Hasnay, Lea Vajda
In order to have the website grow, we would gladly receive material such as photos, flyers, articles, or films on past exhibitions and events. Feel free to contact us at archiv@kunstverein-muenchen.de.
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Footnotes:
[1] faschismusersatz. film- und veranstaltungsprogramm. texte, filme, diskussionen zu faschismus, widerstand und postdemokratischen kontrollsystemen (ersatz fascism. texts, films, discussions on fascism, resistance and post-democratic control systems), Munich: selfpublished, 1993, p. 4.
[2] Ibid., p. 13.
[3] Ibid., p. 3.
[4] Ibid., p. 4.
[5] Other articles of faith of the new left-wing liberal catechism are that the memory of the Holocaust, as a Zivilisationsbruch (rupture in civilization), is the moral foundation of the German nation; that Germany bears a special responsibility for the Jews in Germany and for the security of Israel; that anti-Semitism was a specifically German phenomenon not to be confused with racism; and, finally, that anti-Zionism is anti-Semitism. See A. Dirk Moses, The German Catechism, 2021. https://geschichtedergegenwart.ch/the-german-catechism/ (accessed April 15, 2023).
[6] faschismusersatz, p. 3.