4 Projects in Mexico
La Galería de Comercio, Chris Kraus, Mexicali Rose, Studio Manuel Raeder
14. September – 10. November 2013
Die im Titel dieser Ausstellung genannten Projekte beschäftigen sich mit den aktuellen Projekten des Kunstzentrums Mexicali Rose und des autonomen Raums La Galería de Comercio – zwei Organisationen in Mexicali und Mexico Stadt. Außerdem werden zwei Projekte auswärtiger Akteure gezeigt, die entweder direkt in Mexiko stattfanden oder die sich auf ihren in Mexiko angesiedelten Kontext
beziehen: Eine Ausstellungsarchitektur und -möbilierung des Studio Manuel Raeder – ein interdisziplinären Berliner Design-Studio – entwickelt in Zusammenarbeit mit
dem Centro de Diseño de Oaxaca, ebenso wie der vielschichtige Text Kelly Lake Store der Autorin Chris Kraus.
In den schnellen Bewegungen des globalisierten Kapitals ersetzt Gentrifizierung zunehmend die lokale Wirtschaft durch einen globaleren Konsens. Jedes der Projekte
untersucht Effekte dieses Prozesses innerhalb der Praktiken von Kunst, Design, Literatur und Selbstorganisierung, indem sie sich mit lokalisierten Formen von Gemeinschaftsbildung auseinandersetzen;
sie untersuchen diese um innerhalb des mexikanischen Wirtschaftswachstums einen Sinn für Lokalität festzuhalten. Ein Prozess von De-Lokalisierung, ausgelöst
durch Migration oder der Einführung einer kapitalgesteuerten Monokultur, sind zu einer omnipräsenten Bedingung geworden, unter der die Individuen und Kollektive hinter den Projekten die Lokalität von Zeit, Raum und Mikro-Gemeinschaften erfassen. Das Studio Manuel Raeder etwa arbeitet immer „lokal“. So wirkt es der Standardisierung des Designs mit Hilfe der Entwicklung von
graphischen Identitäten entgegen, die in direktem Kontakt mit den Personen bestimmt werden, die der Gesellschaft inne wohnen; ob mit Publikationen für individuelle Künstler aus den ländlichen Küstenregionen Mexikos oder als Designer (von Publikation bis hin zu Möbeln) des Kunstvereins München.
Gleichermaßen preist Kraus in Kelly Lake Store die kulturelle Rolle an, die Mexicali Rose bei der Zusammenführung und Aktivierung der örtlichen Künstlergemeinschaft spielt. Durch ihren literarischen Output schreibt sie oft marginalisierte Praktiken in die zeitgenössische Geschichte ein.
Innerhalb des letzten Jahrzehnts hat sich Mexiko Stadt zu einem verdichteten Netz aus Kunstgalerien, privaten Kunstsammlungen und -institutionen entwickelt, das vom internationalen Kunstmarkt aufgenommen worden ist. Innerhalb dessen agiert La Galería de Comercio gemäß seiner eigenen Energie und Zeit. Durch die Unterstützung von Nachbarn und Passanten dient die Organisation in
erster Linie der Nachbarschaft einer typischen Straßenecke. Sie organisieren temporäre Veranstaltungen und kommunale Aktivitäten – von Filmvorführungen über
Gespräche bis hin zur Installation einer Skateboard-Rampe. Die Veranstaltungen bestehen normalerweise nur für einen Tag und hinterlassen keine physischen Spuren. Die Künstler selbst sind innerhalb einer schwachen wirtschaftlichen Situation zu Hause, denn Mexicali ist eine Grenzstadt in der mexikanischen Provinz Baja California. Die Umstände,
welche die Sozialität in Mexicali bedingen, unterscheiden sich durch die Nähe zur mexikanisch-amerikanischen Grenze.
Aufgrund dessen sieht sich die Gemeinschaft des Pueblo Nuevo einem ständigen Kampf gegen Kriminalität ausgesetzt, der ihre Jugend Gefahr läuft zum Opfer zu fallen, wenn unaufhörlich uneigennützige Alternativen fehlen. So wurde der Gründer von Mexicali Rose, Marco Vera, dazu inspiriert einen Workshop für audio-visuelle Produktionen, für die Kinder der Nachbarschaft, zu gründen, nachdem der gebürtige Mexicali, desillusioniert von der Gentrifizierung und dem Verfall der Gemeinschaft in LAs Echo Park – wo er bis 2006 gelebt hatte – zurückgekehrt war. Seither hat sich, wie Kraus in ihrem Essay You Are Invited to Be the Last Tiny Creature festgestellt hat, „Mexicali Rose zu einer hybriden Grenzgemeinschaft ganz eigener Prägung entwickelt“