Silke Otto-Knapp
Many many women
26. März – 23. Mai 2010
Der Kunstverein München freut sich, die Werkschau Many many women, der in London lebenden Künstlerin Silke Otto-Knapp (geb. 1970, Osnabrück), präsentieren zu dürfen. Die Ausstellung geht von einer neuen Gruppe von Arbeiten aus und untersucht dabei, wie die Künstlerin historisch-bildhafte Denkweisen mit ihrem Interesse an arrangierten Räumen, Szenarios und Gesten in Verbindung bringt. Mittels der abstrakten Sprache, des modernen Tanzes, der raumhaften Inszenierung angelegter Gärten und Bühnenkonstruktionen, setzt sich Silke Otto-Knapp mit der Frage auseinander, wie eine „Kultur“ der Malerei Teil eines breiter gefassten Begriffs von Kultur sein könnte.
Der Titel Many many women stammt aus einem Essay der amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein (1874-1946). In den Jahren 1927/28 arbeitete Stein zusammen mit dem Komponisten Virgil Thomson an der Oper Four Saints in Three Acts, die 1934 mit komplett afroamerikanischer Besetzung uraufgeführt wurde. Bühnenbild und Kostüme wurden von der Malerin und Dichterin Florine Stettheimer (1871-1944) entworfen, die wiederum eine zentrale Rolle in Otto-Knapps neuesten Arbeiten spielt.
Die Ausstellung Many many women setzt Bilder mit verschiedenen Szenen, Charakteren und Konstellationen zueinander in Beziehung, ohne dabei einer linearen Handlung, Biographie oder Chronologie zu folgen. Otto-Knapp verwendet übereinandergelagerte Schichten von Aquarell und Gouache, um daraus Figuren und Hintergrunde zu konstruieren, die den Bildraum definieren und gleichzeitig einen Raum beschreiben, in dem Frauen durch die Geschichte der Moderne hindurch aufgetreten sind.
Mit den Arbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind, unternimmt die Künstlerin den Versuch, die Grenzen der malerischen „Kultur“ im Sinne eines erweiterten Kulturbegriffs zu überschreiten – etwa indem sie die abstrakte Sprache des Modern Dance, die Rauminszenierung künstlich angelegter Gärten oder bühnenhafte Interieurs und Gestaltungsmittel integriert. Durch diese Verbindung zwischen der historischen Syntax der Malerei und Elementen der Performance gelingt es Silke Otto-Knapp, den illusionistischen Bühnenraum der Leinwand aus der rein stofflichen Ebene in seine kontextuelle und kulturelle Dimension zu überführen. Was sich innerhalb des Gemäldes abspielt, wird damit genauso wichtig wie das, was außerhalb des Bildes passiert, weil Otto-Knapp das kulturelle Hintergrundwissen in der Wahrnehmung der Betrachter ebenso zum Leben erweckt wie den intellektuellen Umgang mit dem Medium der Ausstellung.
Many many women ist Teil einer Reihe parallel laufender Ausstellungen in München, die sich unter dem Namen Farbe bekennen allesamt dem Thema der Malerei widmen.