Archive & Narration
John Stezaker, T.J Wilcox
29. Juli – 02. Oktober 2005
Im Zentrum der Arbeiten von John Stezaker und T.J. Wilcox steht die Strategie der De- und Rekomposition von Bildzusammenhängen durch das Prinzip der Montage. Beiden Künstlern dient das imaginäre Archiv öffentlich zirkulierender Bilder als Ausgangspunkt für die jeweilig vorgenommenen Umschreibungen.
T.J. Wilcox kombiniert in seinen 16mm Filmen 'found-footage' mit selbst produziertem Material und überführt so den Fundus vorgefundener Bilder in oft sehr personalisierte, biographische und private Erzählzusammenhänge. Wilcox schildert die kleinen, marginalisierten Geschichten und hält sie in der Schwebe zwischen Fiktion und Dokumentation. Wie eine Naht halten dabei die sich über die Untertitel entspinnenden Erzählungen das aus divergenten Quellen montierte Bildmaterial zusammen. John Stezakers Collagen und Cut-Outs hingegen arbeiten mit entgegengesetzter Zielrichtung. Hier sprengt das Prinzip der Montage nicht nur die Homogenität des Bildraums, sondern die Struktur der Erzählung selbst. Das Moment des Narrativen bleibt nur noch als Spur und Potential erhalten: Als eine verblassende Erinnerung an die Produktions- und Bedeutungshorizonte, in die die Bilder einst eingelassen waren. Und als durch den Betrachter spekulativ zu überbrückendes Spannungsverhältnis, das sich in der Heterogenität auseinanderbrechender Bildräume ereignet.
Sowohl Stezakers als auch Wilcox' künstlerische Strategien zeugen von einem emanzipatorischen Umgang mit dem Haushalt und der Rhetorik öffentlich zirkulierender Bilder. Indem sie diese in neuen Montagen verschränken und so ihre psychologische, phantasmatische oder auch private Dimension freilegen, unterlaufen sie die normative Sprache unserer bildbasierten Medien.
T.J. Wilcox (geb. 1965) lebt und arbeitet in New York. In ARCHIV & ERZÄHLUNG zeigt er erstmals in Deutschland alle 6 seiner mit GARLANDS betitelten 16mm-Filme, die zwischen 2003 und 2005 produziert wurden.
John Stezaker (geb. 1949) lebt und arbeitet in London. In ARCHIV & ERZÄHLUNG werden Arbeiten aus den letzten 30 Jahren präsentiert, vornehmlich jene, die auf Portraits von Filmschauspielern und kinematographischen Bildern basieren.