Johannes Kahrs
A-h
12. Januar – 4. März 2001
Der Kunstverein München zeigt vom 12. Januar - 4. März 2001 eine Einzelausstellung von Johannes Kahrs (geb. 1965 in Bremen, lebt in Berlin), der im vergangenen Jahr mit dem Dorothea-von-Stetten-Kunstpreis ausgezeichnet wurde. Kahrs bedient sich in seinen Werken so unterschiedlicher Verfahren wie der klassischen Techniken Zeichnung und Ölmalerei als auch Video-, Ton- und skulpturalen Installationen. Die Ausstellung im Kunstverein bringt die verschiedenen Werkserien aus einem Zeitraum von 1992 bis 2001 zusammen und präsentiert Kahrs Arbeiten in ihrer medialen und thematischen Bandbreite. Zentrales Element ist die Untersuchung der Wirkung und Wahrnehmung von Bildern und Handlungen. Im Rahmen des Diskurses über Bilder des Begehrens und des Sublimen skizzieren Kahrs Werke eine besondere Position. Der Ausstellungstitel A - h entlehnt sich einer Reihe von Selbstportraits, die - in verschiedenen Medien ausgeführt - alle eine ähnliche Situation zeigen: einen Kopf in Großaufnahme, dessen Sinnesorgane Augen, Nase, Mund und Ohren mit schwarzem Klebeband verklebt oder mit schwarzen Balken übermalt sind. Darüber hinaus bildet A - h eine Gleichung mit unterschiedlichen Bezugsfeldern, wie z.B. Antrieb und Handlung, aber auch allem, was dazwischen liegt. Im Künstlergespräch am 31.01. sowie dem Filmabend am 01.02. bietet sich die Möglichkeit zum Gespräch mit Johannes Kahrs.
Die Vorlagen für Johannes Kahrs' Bilder, Kohlezeichnungen, Plakataktionen oder Videoinstallationen entstammen der Bildwelt des Kinos, der Werbung und der Printmedien. Viele der Szenen und Momente umkreisen traumatische Ereignisse, deren Dramatik sich in einem Moment der "Ruhe vor dem Sturm" akkumuliert und die gleichsam eine prospektive Erinnerung ermöglichen. Kahrs isoliert Bildinformationen, indem er die Vorlagen nochmals zeichnet, malt, photographiert oder druckt. "Sie sind jetzt ein völlig persönliches Produkt und tun nur so, als wären sie eine reine Bildinformation. " (J.K.) Techniken und Motive referieren dabei nicht allein auf mediale Bildarchive, sondern gleichermaßen auf die Geschichte der Malerei. Während z.B. die großformatigen Gemälde 93'09" und Hula Girl auf Filmstills basieren - 93'09" referiert auf eine Szene aus Scorseses "Taxi Driver", die Robert DeNiro in dem Moment zeigt, der seinem Amoklauf vorangeht; Hula Girl verwandelt eine Erschießungsszene aus Wes Cravens Film Last House an the Left zu einem zwischen Begehren und Grauen oszillierenden Bild - bezieht sich Untitled (Origine du Monde) auf Courbets berühmtes gleichnamiges Gemälde. Zuerst als Gemälde und Zeichnung nach einer pornographischen Photovorlage realisiert und dann 1997 im Stadtraum von Paris plakatiert, zeigt Untitled (Origine du Monde) im Gegensatz zu Courbet neben dem entblößten weiblichen Geschlecht auch den Oberkörper und Kopf der Frau, deren Blick den Betrachtern gleichzeitig unwillig, trotzig und provozierend begegnet. Weniger konfrontativ agiert die 1995 in Berlin und 1996 in Moskau plakatierte Serie Datierung, die u.a. den chinesischen Dissidenten Wang, den Kinderschänder Jürgen Bartsch, das Modell Stephanie Seymour oder das Aoum-Sektenmitglied Asahara im öffentlichen Raum auftreten läßt. Doch auch hier provozieren Isolierung und Kontextualisierung entschiedene Reaktionen. Parallel zur Ausstellung im Kunstverein wird Kahrs auch in München eine Plakataktion realisieren. Der Kunstverein setzt damit 2001 auf eine intensivere Verbindung zwischen institutionellem und öffentlichem Raum. Künstlerinnen werden eingeladen, jeweils anläßlich ihrer Ausstellung im Kunstverein auch eine Arbeit im städtischen Außenraum zu verwirklichen.
Künstlergespräch
Mittwoch, 31. Januar
19 Uhr
The artist proudly presents... (Filmabend)
Donnerstag, 1. Februar
19 Uhr