Arte Povera
Anselmo, Boetti, De Dominicis, Fabro, Kounellis, Merz, Paolini, Penone, Pisani, Pistoletti, Prini, SALVO, Zorio
26. Mai – 27. Juni 1971
"Im Mai/Juni 1971, zeigte der Kunstverein München unter dem Titel 'Arte Povera - 13 italienisch Künstler - Dokumentation und neue Werke' eine Ausstellung, in der 13 damals in Deutschland kaum bekannte italienische Künstler vorgestellt wurden. [...]
Die Ausstellung dokumentierte jene neue Kunst aus Italien, die sich in der zweiten Hälfte der 60er Jahre entwickelt hatte und die, als Arte povera apostrophiert, nach 1969 zunehmend für den internationalen Kunstdiskurs wichtig wurde. In den Räumen des Kunstvereins am Hofgarten konnte man sich zum ersten Mal in Deutschland ein geschlossenes Bild von einer Tendenz innerhalb der italienischer Kunst machen, deren Konturen man zwar vereinzelt bereits wahrgenommen, deren Tragweite man jedoch bisher kaum hatte einschätzen können."
(Arte Povera und 20 Jahre danach, Kunstverein München e.V.)
"Die 'arme' Kunst versteht sich nicht als Beitrag zur Ewigkeit, sondern als punktuellen Bestandteil der Gegenwart, der sie das betont Nichtaufwendige, das staunend als einfach Erkannte gegenüberstellt. In satrker Ich-Bezogenheit manifestieren diese Künstler sich selbst und ihr Verhältnis zur Zeit, zu Materialien und deren vergessenen Individualität. Diese Kunst ist arm an Aufwand, aber nicht arm an romantischer Weltentsagung, sie ist sogar naturverbundener als es auf den ersten Blick scheinen mag, weil sie bei aller Kargheit auch von der mitleidvollen Liebe zu den unbeseelten Dingen lebt. [...]
Man sollte sich von der arte-povera-Ausstellung verblüffen lassen. Nicht, weil das Gezeigte so verblüffend neu wäre, oder weil einem ein derart mißachteter Ausstellungsraum den Atem verschlugte. Vielleicht aber, weil man mit einem Male spüren kann, daß der sichere Boden, auf dem man sich wie selbstverständlich bewegt, schon seit geraumer Zeit weg ist. Die mönchisch konsequente Haltung dieser Künstler, ihr eindeutiger, kompromißloser Verzicht auf die vermeintliche Fülle der Kunst und des Lebens, ihr gelebter Protes, der zugleich eine neue elementare Hinwendung zu den einfachen Dingen bedeutet, macht diese Ausstellung so rührend altmodisch und so verblüffend aggressiv zugleich. Arte povera ist eine gelebte Alternative voller Freiheit, sich ständig zu verändern."
(Süddeutsche Zeitung, Juni 1971)
Ausstellungskatalog
Arte Povera, 1971. Katalogansichten Kunstverein München e.V., 1971. Courtesy Kunstverein München e.V.