Heinrich Brüne
März 1955
„Renoir hat kein trauriges Bild gemalt. Auch Heinrich Brünes Lebenswerk erzählt vom Glück des Daseins. Beide Maler waren Freunde. 1910 war der französische Meister Gast des deutschen Künstlers in Unterpfaffenhofen. Eine Zeichnung, auf der Brüne den 68jährigen Renoir bei der Arbeit festgehalten hat, erinnert an dessen Aufenthalt in Bayern.
Brüne hat sich im Bannkreis des französischen Impressionismus entwickelt. Das große ‚Picknick im Walde‘ von 1912 beeindruckt durch die Stufung von Farbe und Ton. Dann wird die Palette heller und lockerer. Im ‚Weßlinger See‘ von 1920 ist sie in duftige Töne aufgelöst. Doch entsteht kein unruhiges Geflimmer auf der Leinwand. Ein empfindliches Auge fängt Farben und Natur auf. Aber Brüne vereinfacht, weil er einfach sieht. ‚Im Pinienwald‘ und in der ‚Straße‘ haben die Farben sich wieder unter dem Einfluß Derains verfestigt und Konturen bekommen. Diese Bilder sind auf Braun und dunkles Grün gestimmt. In den Aquarellen aber (Hügellandschaft, Suganatal) sind die Motive wieder leicht, flüssig und durchsichtig niedergeschrieben. Und wohlige Lockerheit, heitere Melodie klingt unaufdringlich aus manchem anderen Bild. Das Atmosphärische wird sichtbar. Das Licht ist Farbe geworden. Und das Erfassen des Lichtes durch die Farbe geht als Hauptthema durch das Werk. Bei aller Abhängigkeit von großen Vorbildern ist Brüne zu einer persönlich beglaubigten Form gekommen. Sein malerisches Können, die Leichtigkeit des Vortrags und die süddeutsche Anmut des Stiles erfreuen noch heute das Auge.“
(Fritz Nemitz in der Süddeutschen Zeitung vom 29. März 1955)