Thomas Niederreuther
November 1951
„Der Maler Thomas Niederreuther hat sich in wenigen Jahren in die Spitzenklasse der Münchner Expressionisten emporgearbeitet. Es wäre natürlich leicht, ihm da und dort nachzurechnen, wo er sich Anregungen geholt hat. Aber was wäre damit bewiesen? Doch nur, daß er mit wachen Augen mitten im Zeitgeschehen steht und den Anschluß überall zu finden weiß, wo etwas für ihn Brauchbares zu holen ist. Entscheidend bleibt, daß das Ergebnis durchaus persönliche Züge trägt, wovon man sich gegenwärtig im Münchner Kunstverein, Possartstraße 24, überzeugen kann. Man sieht Landschaften und Bildnisse, die mit ihrer resoluten, kantigen Formgebung und relativen Mattfarbigkeit einen fast düsteren Eindruck machen. Neue, frische Aquarelle aus der Umgebung von Mentone aber zeigen, daß Niederreuther auch in lichten Regionen zu Hause ist. Und hier wird deutlich, daß eine Mischung aus klar erkennendem Verstand und leisem Humor das eigentliche Wesen dieses Künstlers ist, was auch seinen kleinen, nachdenklichen Plaudereien über Kunst zugute kommt, von denen man eine Probe bei der Ausstellungseröffnung zu hören bekam.“
(Richard Braungart im Münchner Merkur vom 23.11.1951)